Benno Lernsdorf im Portrait Ein echtes Urgestein des Mittelstandes

Duisburg · Der Käpt’n geht von Bord: Nach 29 Jahren als Vorsitzender des Kreisverbandes Duisburg der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) hat Benno Lensdorf (76) sein Amt am Dienstag abgegeben.

 Benno Lensdorf hat nun noch mehr Zeit für sein größtes Hobby, das  Segeln.

Benno Lensdorf hat nun noch mehr Zeit für sein größtes Hobby, das Segeln.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Niemals geht man so ganz. Das gilt erst recht für den 76-jährigen Ruhrorter. „Ich höre schon mit gemischten Gefühlen als Vorsitzender auf – ich bleibe der Mittelstandsvereinigung aber trotzdem erhalten“, sagt der Mann, der gerade von einer langen Wanderung zurückgekehrt ist: Benno Lensdorf ist den Jakobsweg gegangen, von der portugiesischen Seite aus. 260 Kilometer lang, über Stock und Stein. Dabei wirkt er nicht so, als habe er gerade größere körperliche Strapazen zu überstehen gehabt – im Gegenteil. Zuvor war er drei Monate mit dem Segelschiff unterwegs, unter anderem in der Süd-Bretagne.

An seine Beweggründe, vor fast drei Jahrzehnten bei der MIT in verantwortungsvoller Position mitzuarbeiten, erinnert er sich noch heute: „Ich war mit dem grundsätzlichen Kurs meiner Partei nicht einverstanden. Der soziale Flügel der Partei hatte das Sagen, und die Belange des Mittelstandes wurden kaum berücksichtigt.“ Die Problemlagen waren damals aber durchaus ähnlich: „Fachkräftemangel gab es früher auch schon – aber vor allem für den Mittelstand. Gute Fachkräfte zog es nämlich in erster Linie zu den Großbetrieben, die sehr gut zahlten und einiges an zusätzlichen Sozialleistungen boten.“ Da hat sich die Situation aber schon lange gewandelt. Denn längst ist bekannt, dass der Mittelstand der eigentliche Jobmotor in unserem Land ist.

Inzwischen sei die Bedeutung des Mittelstandes aber auch bei der CDU wieder in den Fokus gerückt, so Lensdorf. Als Mitglied des Bundesvorstandes habe er sich auch dafür stark gemacht, Carsten Linnemann zum MIT-Vorsitzenden zu machen. Von Linnemann werde man noch viel hören, so sein Mentor aus Ruhrort. Benno Lensdorf würde es daher auch nicht wundern, wenn Linnemann eines Tages dem Bundeskabinett angehören würde. Bereits Ende der 70er Jahre war Benno Lensdorf für die CDU in den Rat der Stadt eingezogen. Nach einer Pause war er dort seit 1994 wieder dabei, später auch als Fraktionsvorsitzender. Der als streitbarer, aber stets integrer und fairer Politiker bekannte Ruhrorter stellt sich ganz in den Dienst seiner Partei, als er 2012 den von Anfang an aussichtslosen Versuch unternahm, nach der Loveparade-Katastrophe als Oberbürgermeister-Kandidat gegen Sören Link anzutreten. „Von dem Ergebnis war ich trotzdem enttäuscht“, sagt er noch heute. Seine eigentlich letzte Ratssitzung im Sommer 2014 verpasste der passionierte Freizeit-Kapitän: „Da war ich gerade auf einem Segeltörn von Buenos Aires nach Vancouver unterwegs. Das war schon gebucht, als der Ratskalender mit den Terminen der Sitzungen noch gar nicht fertig war.“

Um so bewusster erlebte er nun seine letzte Sitzung als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung in Duisburg mit. Sein Parteifreund Frank Heidenreich dankte ihm im Namen aller Mitglieder und bezeichnete den 76-Jährigen als „Urgestein der Mittelstandsvereinigung“. Und Lensdorf hat auch so keine Langeweile, freut sich schon auf einen viermonatigen Segeltrip im nächsten Jahr, wird der Vertretung der mittelständischen Wirtschaft aber weiter treu bleiben – auch auf Bezirks- und Bundesebene. Niemals geht man eben so ganz...

Politische Ziele hat er immer noch. Dazu gehört auch die Abschaffung des Solidaritätszuschlages: „Das haben wir den Bürgern versprochen. Wenn wir das nicht halten, hat das auch etwas mit Glaubwürdigkeit der Politik zu tun“, sagt der Ruhrorter. Glaubwürdigkeit war ihm stets ein wichtiges Anliegen. Bekannt ist Lensdorf auch dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Wir haben uns häufiger auch gestritten“, sagt MIT-Mitglied Peter Ibe. Am Ende des Tages habe man aber immer auch ein Bier zusammen trinken können – trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten. Die „Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU“ wird künftig „Mittelstands- und Wirtschaftsunion“ heißen. Deren Ziele aber bleiben die selben.Und Lensdorfs Engagement für diese Ziele bleibt ungebrochen.

Zeit für die Familie ist aber trotzdem drin. Ein Enkel beginnt jetzt mit seinem Studium in Konstanz, und sein ältester Sohn steht jetzt erst einmal im Fokus seines Interesses: „Er hat sich als einer von nur fünf Deutschen in seiner Altersklasse für den Iron Man auf Hawaii qualifizieren können. Da sind wir schon ganz gespannt, wie er dabei abschneidet.“

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