Duisburg Lehmbruck-Museum auf Sparkurs

Duisburg · Im Lehmbruck-Museum wird künftig ein strikter Sparkurs gefahren. Daran besteht kein Zweifel, obwohl keine offiziellen Stellungnahmen nach den verschiedenen Sitzungen des Kuratoriums, die sich in jüngster Zeit häufen, abgegeben werden.

Die Deckenplatten im Lehmbruck-Museums werden entfernt
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Offenbar hat sich ein Defizit von 750.000 Euro angesammelt. Insider sprachen sogar von einer drohenden Insolvenz. Gemunkelt wurde sogar, dass Museumsdirektor Raimund Stecker das Handtuch wirft.

Doch dem widersprach Stecker gestern: "Warum sollte ich? Die Probleme sind struktureller Art und nicht von mir gemacht." Es komme jetzt darauf an, einen guten Wirtschaftsplan zu entwickeln und das Museum wieder in ein gutes Licht zu stellen.

Um das zu schaffen, muss Stecker vermutlich stärker mit der Substanz der Sammlung und der unbestritten einmaligen Architektur des Hauses werben, auf die er als neuer Museumsdirektor von Anfang an nachdrücklich aufmerksam gemacht hatte. Ausstellungen wie die Jahrhundertausstellung zur "Knienden", die international beachtet wurde, aber wegen der zahlreichen Leihgaben aus aller Welt und gleich drei internationalen Kuratoren überaus kostenintensiv war, wird man sich in absehbarer Zeit nicht mehr leisten können. Wenigstens nicht mit kommunalen Mitteln. Ohne Sponsoren, Landes-, Bundes- oder EU-Geldern sind größere Sonderausstellungen auf absehbare Zeit wohl nicht mehr möglich.

Was passiert mit Giacomettis Skulptur?

Vom Sparkurs betroffen sind vermutlich auch Mitarbeiter, die bislang nur über Zeitverträge angestellt sind. Sie müssen damit rechnen, dass ihre Verträge nicht verlängert oder entfristet werden. Konkret mochte Stecker gestern dazu keine Stellung geben, sagte aber, dass es "sehr schade wäre, wenn es dazu kommen müsste". Auch Kulturdezernent Karl Janssen, der Mitglied im Kuratorium des Lehmbruck-Museums ist, deutete an, dass ohne Personalreduzierung der geforderte Sparkurs nicht erreicht werden könne. Auch er findet dies bedauerlich, da einige der betroffenen Mitarbeiter mit Zeitverträgen hervorragende Arbeit leisteten.

Nach wie vor gibt es keine Entscheidung zu dem umstrittenen Plan, Giacomettis Skulptur "Das Bein", eines der wertvollsten Werke der Duisburger Museumssammlung überhaupt, auf dem freien Markt zu verkaufen. Raimund Stecker erwägt diesen Verkauf, um mit dem erhofften Erlös von 15 Millionen Euro ein Wandgemälde Giacomettis für vier Millionen Euro sowie andere Werke für die ständige Sammlung zu kaufen.

Dr. Gottlieb Leinz, jahrelang stellvertretender Museumsdirektor und Kurator der überaus erfolgreichen Giacometti-Ausstellung im Jahr 2010, warnte gestern unmissverständlich vor einem Verkauf des Giacometti-Werks. Diese Arbeit passe genau in die Sammlung des Museums, habe auch inhaltliche Bezüge zu Giacomettis "Die Frau auf dem Wagen", eine Arbeit, die ebenfalls zu den Hauptwerken der Museumssammlung gehört. Ein Verkauf wäre in Leinz Augen eine "Missachtung für ein dem Museum übergebenes Kulturgut". Leinz, der zum Ende des Monats ganz aus der Museumsarbeit ausscheidet, fürchtet bei einem Verkauf einen enormen Imageschaden für das Lehmbruck-Museum. Leinz hofft auf einen Neuanfang, bei dem Museumsleitung, Stadt, Verwaltung und Land an einem Strang ziehen und Lösungen suchen und finden.

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