Duisburg Gottesgericht wird zum Geldkoffer

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg spielt jetzt in ihrem Duisburger Haus die Romantische Oper "Lohengrin" von Richard Wagner in der insgesamt schlüssigen Inszenierung von Sabine Hartmannshenn.

 Dem Chor und Extrachor des Hauses sowie den Duisburger Philharmonikern entlockte der Dirigent und Wagner-Experte Axel Kober differenzierte Energien, klangliche Entladungen ebenso wie gut ausgehörte Feinheiten.

Dem Chor und Extrachor des Hauses sowie den Duisburger Philharmonikern entlockte der Dirigent und Wagner-Experte Axel Kober differenzierte Energien, klangliche Entladungen ebenso wie gut ausgehörte Feinheiten.

Foto: Matthias Jung

Würden Sie jemanden heiraten, der Ihnen seinen Namen nicht nennen will? Würden Sie einem Idealisten oder Utopisten vertrauen, der uns die Lösung aller unserer Probleme verspricht, einschließlich der Finanzkrise? Darin geht es in der Romantischen Oper "Lohengrin" (geschrieben 1845) von Richard Wagner, vor allem in der aktuellen Inszenierung von Sabine Hartmannshenn, welche die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg jetzt in ihrem Duisburger Haus spielt.

Gott wird darin zum Götzen Geld, konkret das Gottesgericht zu einem Geldkoffer. Unerklärliches wird darin zum kollektiven Wahn, den die Figuren im Publikum zu sehen scheinen - etwa den Schwan, der den rettenden Ritter in einem Nachen bringt ("Nun sei bedankt, mein lieber Schwan") und am Ende wieder abholt.

Eine der dramatischsten Szenen, eben der Kampf um das Gottesgericht, wird auf leerer Bühne fast verschenkt. Das muss man nicht mögen, aber insgesamt wirkt die Regie schlüssig und meist im Sinne der belegten und vermuteten Absichten des Dichterkomponisten. Dem Schwanenritter bleibt ja die vollständige Menschwerdung durch Liebe letztlich versagt, wegen des Misstrauens der Menschenfrau Elsa, der er zu Hilfe gekommen war: Entgegen seinem ausdrücklichen Verbot ("Nie sollst du mich befragen") fragt sie ihn dann doch nach seinem Namen und seiner Herkunft.

Die von uns besuchte Vorstellung stand unter besonderer Spannung, denn sehr kurzfristig - vom Morgen bis zum frühen Abend - musste eine Sängerin als Ortrud einspringen. Jennifer Maynes vom Tiroler Landestheater Innsbruck war nicht nur da und fügte sich nahtlos in das Ensemble und in die Inszenierung, die gebürtige Kanadierin gab auch besonders leidenschaftliche, teilweise geradezu parodistische Impulse. Das riss die "hiesigen" Sänger mit zu einer besonders pointierten Aufführung, allen voran Corby Welch in der Titelpartie, die er stimmlich souverän ("Im fernen Land") und mit lakonischem, fast beiläufigem Spiel vorbringt. Aber auch Thorsten Grübel als nobler König Heinrich der Vogler, Sylvia Hamvasi als scheinbar hilflose, innerlich aber starke Elsa von Brabant und der bewährte Kammersänger Stefan Heidemann als Ortruds Mitintrigant Friedrich von Telramund ("Erhebe dich, Genossin meiner Schmach").

Dass der viereinhalbstündige Abend zumindest musikalisch erstklassig wurde, lag sicher auch am Dirigenten, dem Wagner-Experten und Rheinopern-GMD Axel Kober. Dem Chor und Extrachor des Hauses sowie den Duisburger Philharmonikern entlockte er differenzierte Energien, klangliche Entladungen ebenso wie gut ausgehörte Feinheiten.

Es gibt noch zwei weitere Vorstellungen: am Pfingstmontag, 9. Juni, und am Sonntag, 15. Juni, jeweils um 18 Uhr. Karten gibt es am einfachsten im Opernshop unter der Telefonnummer 0203 9407777.

(hod)
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