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Vergoldermeister Jörg Liestmann Der einzige Duisburger seiner Zunft

Huckingen · Jörg Liestmann arbeitet seit 30 Jahren als Vergoldermeister. Zum Jubiläum öffnet er seine Galerie für eine ganz besondere Ausstellung.

 Jörg Liestmann vor einem der Hingucker der Ausstellung: Duisburg-Ruhrort im Jahre 1928.

Jörg Liestmann vor einem der Hingucker der Ausstellung: Duisburg-Ruhrort im Jahre 1928.

Foto: Gabriele Schreckenberg

Das Gelände in Huckingen ist so ausladend wie ein großes Gehöft mit Haupt- und Nebengebäude und Wirtschaftsräumen. Zwischen Huckingen am Angerbogen und der alten B8n Richtung Düsseldorfer Norden lebt und arbeitet Jörg Liestmann seit 30 Jahren. Er ist Vergoldermeister und damit der Einzige  seiner Zunft in Duisburg. Dass er außerdem noch schönen Bildern den passenden Rahmen verleiht, sieht der Besucher an der Fülle der Modelle, die die Werkstatt füllen. Kleine und schlichte, opulente und reich verzierte, manche groß wie Türrahmen – die Auswahl besticht.

Doch der Nachwuchs in der Vergolderei fehlt. Eine junge Dame steht vor einem barocken, hölzernen Rahmen und trägt hauchfeine Messingpartikel in Goldfarben mit einem Pinsel auf den Rahmen auf. Dass sie dabei das Material richtig einarbeitet, ist feinstes Handwerk, das Ruhe und Präzision und Zeit erfordert. „Anschließend ist der Rahmen ein Prachtstück“, erklärt Jörg Liestmann. Ein Raum neben der Werkstatt ist seine Galerie, die von Oberlichtern erhellt wird. Hier wird Liestmann am 16. November seine Jubiläumsausstellung zum 30-jährigen Firmenjubiläum eröffnen.

„Die Jahre sind wie im Flug vergangen“, sagt Liestmann. Dass er außerdem noch alte Bilder restauriert und reinigt, ist eine wahre Kunst. „Wir sind hier genau an der Schnittstelle zwischen Duisburg und Düsseldorf, und das mögen wir gerne. Wir schätzen die Menschen beider Städte sehr“, sagt der gebürtige Rahmer.

Die Ausstellung zeigt Unikate von Künstlern der Düsseldorfer Malerschule.  Etwa 50 Unikate hängen bereits in der weitläufigen Galerie, die von Oberlichtern erhellt wird. Namen wie Max Clarenbach und Cornelius Wagner, ein ausgezeichneter Schiffsmaler, und Helmut Liesegang sind Zugpferde. Doch es gibt noch eine Reihe anderer Werke von Künstlern, denen nicht der bekannte Ruf vorauseilte, die aber trotzdem Herbstlicht, Farbenzauber und Landschaftsidyll auf die Leinwand zu zaubern vermochten. Oder die schöne Hubertus-Kirche aus Rahm, die in voller Pracht zu sehen ist.

Ein absoluter Hingucker ist das übergroße Bild von 1928, das sofort alle Blicke auf sich zieht. Es zeigt Duisburg-Ruhrort, beladene Schiffe auf dem Rhein, die Industriekulisse im Hintergrund, eine Brücke, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Nur ein Fußgängerüberweg über den Rhein, den es noch gibt, ist am Bildrand noch zu sehen. Der Himmel ist blassblaugrau, das Licht verhalten. „Dieses Bild war sogar einmal im Folkwang-Museum ausgestellt und landete irgendwann auf Irrwegen in einer Kneipe. Vielleicht war es ein Notverkauf?  Als ich es erstanden habe, musste ich zuerst eine dicke Schicht Nikotin und Staub und alte Patina entfernen und den Rahmen aufarbeiten“, berichtet der Galerist. Und der Aufwand hat sich gelohnt, denn gerade dieses Bild ist ein Stück Zeitgeschichte der Stadt Duisburg.

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