Comedy im TaM Volles Haus im insolventen TaM

Duisburg · Die „Casino Duisburg Comedy Night“ bescherte dem Theater am Marientor kurz nach der Insolvenzankündigung ein volles Haus.

 Wolfgang Trepper führte souverän durch den Abend. Er hatte mit Kai-Magnus Sting und Bernd Stelter erstklassige Gäste.

Wolfgang Trepper führte souverän durch den Abend. Er hatte mit Kai-Magnus Sting und Bernd Stelter erstklassige Gäste.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Mit Kai-Magnus Sting, Wolfgang Trepper und Bernd Stelter standen bei der „6. Casino Duisburg Comedy Night“ im Theater am Marientor am Freitagabend die zwei Haudraufs und der Feingeist der deutschen Kabarettszene auf der Bühne. Zusammen boten die drei Künstler dem vollbesetzten Haus einen abwechslungsreichen Abend. Eine Kritik in fünf Stichpunkten.

Das Drumherum Eine bessere Kulisse hätten sich die Showmacher nicht wünschen können. Die 1540 Sitzplätze des Theaters am Marientor waren so kurz nach der Insolvenzankündigung der Betriebsgesellschaft des TaM noch einmal voll belegt. Schon weit bevor der Comedy-Abend begann, füllte sich das Theaterfoyer mit gut gelaunten Gästen. Ein bisschen schade: In der Ankündigung hatte es geheißen, vor der Show würde im Foyer die Möglichkeit bestehen, an Spieltischen typische Casinospiele wie Roulette und Blackjack auszuprobieren. Tatsächlich gab es diese Möglichkeit zwar, aber nur an zwei Tischen. Bei 1540 Gästen waren die Chancen, sich einmal selbst ausprobieren zu können - zurückhaltend formuliert - übersichtlich. Es handelte sich dabei also eher um eine Werbe-Aktion als um ein ernsthaftes Angebot.

Moderator Trepper Als es dann losging, betrat ein bestens aufgelegter Wolfgang Trepper die Bühne. Der gebürtige Duisburger, der seinen Hauptwohnsitz jetzt in Hamburg hat, führte die Gäste bei seinem „Heimspiel“ souverän durch den Abend. Bei seinen eigenen Comedy-Einlagen zwischen den Auftritten von Sting und Stelter war er immer dann besonders gut, wenn er sich in Rage redete. So zerpflückte er zum Beispiel auf humorvolle Weise das Nachmittagsprogramm des Privat-TV-Senders Vox in der Luft. Auch seine Einlassungen zum desolaten Zustand der SPD („Callcenter-Kevin - der Studienabbrecher, der noch nicht einen Tag in seinem Leben gearbeitet hat“ //„Willy Brandt würde sich im Grab umdrehen“) kamen beim Publikum gut an. Streiten lässt sich dagegen über Treppers bewusste Entscheidung (das machte er sehr deutlich), der AfD keine einzige Zeile zu widmen. Dafür lassen sich sicher Argumente finden. Man könnte aber auch sagen, dass das alles andere als mutig war. Comedy und Kabarett haben sich nie gescheut, der Politik den Spiegel vorzuhalten. Die AfD dabei nun auszuklammern, hebt sie auf ein Podest.

Schnellsprecher Sting Kai-Magnus Sting zuzuhören, ist - wenn man angesichts des hohen Sprechtempos denn mitkommt - eine echte Wonne. So auch an diesem Freitagabend. Seine beste Szene war die, in der er den Sprachduktus des Ruhrgebiets aufs Korn nahm. Außerdem widmete er sich dem Thema Älterwerden und aus seiner Sicht absurden Erlebnissen bei Arztbesuchen. Er erwies sich dabei als echter Meister im Überspitzen und im Vorbereiten überraschender Pointen. Das war mitunter richtig gut. Wer den Mann noch nicht gesehen hat, dem sei an Herz gelegt, sich doch einmal um Karten für eine seiner Shows zu bemühen.

Feingeist Stelter So viel vorweg: Bernd Stelter ist genial. Bei seinen Auftritten an diesem Abend stellte er eindrucksvoll unter Beweis, wieso er vielen als Feingeist der deutschen Comedyszene gilt. Der Mann ist musikalisch, in diversen Fremdsprachen bewandert und ein Vertreter einer Humoristen-Gattung, die man heute nur noch selten antrifft. Nämlich jene, bei der Humor zu jeder Zeit über der Gürtellinie stattfindet. Einziges kleines Manko, sofern man es überhaupt so nennen kann: Stelter spricht mit seinen Gags eindeutig ein mittelaltes bis älteres Publikum an. Das ist auch völlig in Ordnung. Nur haben es Sting und Trepper im Vergleich deutlich besser verstanden, alle Gäste im Theater mit uns Boot zu holen.

Wieso Sie zur 7. Comedy Night gehen sollten Weil das Konzept wirklich gut funktioniert. Die Gäste haben an einem Abend drei wirklich völlig unterschiedliche Künstler zu Gesicht bekommen, die auf ihre Art alle sehr unterhaltsam waren. Die Show war mit mehr als drei Stunden auch sehr lang - man bekommt also etwas für sein Geld. An dieser Stelle also eine klare Empfehlung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort