Duisburg Andrej Kurkow: Jimi Hendrix live in Lemberg

Duisburg · Es war ein spannender literarisch-politischer Diskurs, den Gerd Herholz, wissenschaftlicher Leiter des veranstaltenden "Literaturbüro Ruhr", mit seinem Gast, dem ukrainischen Autor Andrej Kurkow, am Donnerstagabend im Ruhrorter "Lokal Harmonie" führte. Gegenstand der Lesung und des Gesprächs waren der Roman "Jimi Hendrix live in Lemberg" und die Aufzeichnungen "Ukrainisches Tagebuch".

Es war Kurkows allererster Besuch in Duisburg und die zugleich letzte Veranstaltung der diesjährigen Literaturreihe "RuhrSpott" hier. Auch wenn Herholz augenzwinkernd meinte, man hätte die Veranstaltung wegen des "Jimi Hendrix"-Titels besser im Pop-Museum von Gronau veranstalten sollen, der eigenwillige Charme des "Lokal Harmonie" hatte es dem Gast sichtlich angetan. Außerdem habe der im Original 2012 erstveröffentlichte Roman nicht wirklich die Pop-Legende Hendrix zum Thema, so Herholz weiter, sondern Kurkows Erzählung sei vielmehr ein Liebesroman beziehungsweise ein Roman über die Liebe, der zudem viel Skurriles, Mythisches und Märchenhaftes biete. Und eigentlich, stellte er abschließend fest und seinem Gast die Frage, hätte dieser doch eher in einer Apokalypse enden müssen und nicht im Happy-End. "Warum diese Kehrtwende?"

Seine Leser bevorzugten, so Kurkow, lieber ein versöhnliches Ende. So habe er Gefallen daran gefunden, als ihn der Lemberger Bürgermeister 2010 in seine Stadt eingeladen und ihm das Angebot unterbreitet habe, er möge doch einen Roman über das heutige Lwiw im Westen der Ukraine schreiben. Wie sich das auszugsweise anhört, davon gab Kurkow eine zunächst kurze auf Russisch vorgetragene Kostprobe und anschließend eine in deutscher Sprache vorgelesene gekürzte Fassung seiner ersten acht Kapitel aus seinem insgesamt rund 400 Seiten füllenden Roman.

Der zweite Teil des Abends widmete sich dem 2014 veröffentlichten "Ukrainischen Tagesbuch". In diesen "Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests", wie es im Untertitel heißt, schildert Kurkow seine Eindrücke in der Zeit vom 21. November 2013 bis zum 24. April 2014 in Kiew, wo der Autor seit seiner Kindheit lebt und arbeitet. Auf die Frage von Herholz, wie es seiner Einschätzung nach in und mit der Ukraine denn weitergehe, antwortete Kurkow recht ernüchternd: "Der Konflikt wird für die nächsten fünf bis zehn Jahre weltpolitisch einfach eingefroren."

(RP)
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