Düsseldorf Wirte sehen Gütesiegel skeptisch

Düsseldorf · Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fordert ein verpflichtendes Gütesiegel für Gaststätten. Das neue Smiley-System soll den Hygienestandard in der Gastronomie garantieren. Düsseldorfs Wirte sehen den Vorschlag der Verbraucherschützer mit Bedenken.

Bereits 2007 führte die nordrhein-westfälische Landesregierung das freiwillige Gütesiegel "Smiley" ein, das für eine überdurchschnittlich gute Bewertung der Hygiene in den getesteten Gaststätten stand. Das Projekt blieb weitgehend erfolglos. Nur wenige Betriebe beantragten eine amtliche Betriebskontrolle und ließen sich das Siegel verleihen. Nach Forderung der Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen soll auch das neue Gütesiegel Verbrauchern dabei helfen, gezielt Gastronomiebetriebe mit hohen Hygienestandards auswählen zu können. Der entscheidende Unterschied zum alten System: Die neuen Smileys sollen verpflichtend sein.

Nach dem neuen Konzept soll ein "Erkennungsmerkmal für einwandfreien Umgang mit Lebensmitteln zunächst in Gaststätten Einzug halten". Da Hygienemängel in der Gastronomie für den Gast meist nicht erkennbar seien, könne ein Erkennungszeichen die nötige Sicherheit geben. Die Ergebnisse der amtlichen Kontrollen würden bis dato in aller Regel nicht veröffentlicht. Dies habe zur Folge, dass auch wiederholtes regelwidriges Verhalten der Lebensmittelanbieter anonym bleibe. Mit Hilfe von leicht verständlichen Symbolen wie dem Smiley mit unterschiedlicher "Stimmungslage" würde das Abschneiden der Betriebe transparent. Verbraucher wären so hinreichend informiert und könnten bewusst entscheiden, welche Gaststätte sie aufsuchen.

Der Vorschlag stößt bei Düsseldorfs Wirten auf Skepsis. "Natürlich bin auch ich für Kontrolle", sagt Primo Lopez, Inhaber zahlreicher Lokale in der Altstadt. "Das Problem mit den Smileys ist aber, dass eine einzige Entscheidung, ein negatives Smiley, einen Betrieb dauerhaft ruinieren kann." Das Kontrollverfahren müsse daher fair ausgestaltet sein. Es müsste Möglichkeiten geben, die Entscheidung der Kontrolleure ihrerseits überprüfen zu lassen.

Knoten-Wirtin Isa Fiedler sieht keinen Anlass für die Einführung eines solchen Bewertungssystems. "Jeder Betrieb, der geöffnet ist, hat schon ein Gütesiegel", erklärt die Inhaberin der Altstadt-Kneipe. "Dieses Siegel besteht darin, dass er nach der Kontrolle durch das Amt für Verbraucherschutz geöffnet bleiben darf."

Sie sieht sich durch das fehlgeschlagene Smiley-Projekt aus dem Jahr 2007 in ihrer Haltung bestätigt. "2007 beteiligten sich die Wenigsten am freiwilligen Smiley, weil sie es für überflüssig hielten."

Die meisten Wirte befürworten zwar eine effektive Kontrolle der hygienischen Bedingungen in den Gastronomiebetrieben. Für das neue System begeistern können sie sich aber nicht. "Ich habe kein Problem damit. Ich gehe ja selbst auch abends essen und finde, dass man schwarze Schafe aufdecken sollte", sagt der Wirt des Füchschens Peter König. "Andererseits muss ohnehin alles sauber sein. Ich bin daher in der Angelegenheit neutral."

(RP)
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