Helfer in der Düsseldorfer Unwetter-Nacht "Wir haben zuerst Verletzte in Autos gesucht"

Düsseldorf · Hunderte Helfer waren in der Nacht des verheerenden Unwetters in Düsseldorf unterwegs. Sie haben sich den Gefahren der Naturgewalt ausgesetzt, um anderen Menschen zu helfen. Einer von ihnen: Feuerwehrmann Thomas Hußmann.

 Thomas Hußmann in der Wache auf der Hüttenstraße. Der 53-Jährige war in der Sturmnacht an vielen Einsatzorten.

Thomas Hußmann in der Wache auf der Hüttenstraße. Der 53-Jährige war in der Sturmnacht an vielen Einsatzorten.

Foto: Bernd Schaller

Thomas Hußmann hat einen gemütlichen Feiertag hinter sich. Dienstfrei, das heißt morgens laufen, dann ausruhen, abends steht in Heerdt ein Restaurantbesuch mit der Freundin an. Ab 20.51 Uhr ist dann für die Feuerwehrleute der Landeshauptstadt alles anders. Sturm, der erste Notruf geht ein. Rund eine halbe Stunde später klingelt Hußmanns Handy. "Da war es vorbei mit der Gemütlichkeit", sagt der Brandoberamtsrat.

Durch Wind und Regen kämpft sich der 53-Jährige in Richtung Hüttenstraße zur Wache. "Da ging gar nichts mehr, überall lagen Bäume und Äste auf der Straße. Ich dachte, das Auto kippt um, mir flogen Steine um die Ohren." Eine Stunde und zwanzig Minuten braucht Hußmann schließlich, bis er helfend ins Geschehen eingreifen kann.

Er ist auf der Ebene der operativen Einsatzleitung angesiedelt, kümmert sich normalerweise um Einsätze bei großen Events. Jetzt aber hat Hußmann eine andere Aufgabe. "Ich habe dort die Lage erkundet, wo wir die meisten Meldungen hatten, um so die Reihenfolge der Einsätze mit festzulegen." Dazu gehören Kaiserswerther Straße, Cecilienallee, Lindemannstraße und Grafenberger Allee.

154 Mann hat die Feuerwehr normal an diesem Tag im Einsatz, gut 250 Einsatzkräfte kommen nun hinzu, auch rund 80 Kollegen von der Freiwilligen Wehr, zusätzlich helfen Feuerwehren aus Köln und aus Siegburg aus. "Das ist hier die Hölle" lässt einer seinen Kollegen über Facebook wissen. Wenn die Helfer ankommen, kämpfen sie sich zunächst zu Autos vor, die unter umgestürzten Bäumen begraben sind. Durch den strömenden Regen geht es mit der Stabtaschenlampe vorwärts. "Wir schauen, ob sich in den Autos noch jemand befindet." Acht Mal ist das in der Sturmnacht der Fall, müssen Menschen teils verletzt geborgen werden.

"So ein Sturmeinsatz ist eine Plackerei, harte körperliche Arbeit", sagt Hußmann. Männerarbeit, sagt er, und Sicherheit geht bei allem vor. "Die umgestürzten Bäume stehen unter Spannung, Äste sind verdreht, da kann man sich schnell verletzen", sagt Hußmann. Der Einsatz der Kettensäge muss gerade deswegen mit größter Vorsicht geschehen. Zwei Feuerwehrleute verletzen sich dann doch, einer an den Augen, der andere kommt mit einer Gesichtsverletzung ins Krankenhaus. Auch erwischt es einen Helfer des Technischen Hilfswerks.

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Foto: Moritz Padberg

Gut 2500 Alarmanrufe gehen bei der Feuerwehr ein, rund 700 sind bis Dienstagnachmittag abgearbeitet. Peter Albers, der Chef der Düsseldorfer Feuerwehr, schätzt, dass die Arbeiten noch zwei bis drei Tage andauern. Erst dann sind die Straßen flächendeckend wieder frei. Viel Arbeit für die Feuerwehrleute. Eine Schicht hat 24 Stunden. Wer beispielsweise gestern Morgen seinen Dienst angetreten hat, hat wahre Strapazen hinter sich. "Da wird nicht komplett durchgearbeitet, das hielte keiner durch", sagt Hußmann. Verpflegungspausen auf der Wache bringen ein wenig Ruhe und geben neue Kraft.

(RP)
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