Düsseldorf Gewitter legt Rheinbahn komplett lahm

Düsseldorf · Auch am Tag nach dem Sturm fuhren nur vereinzelte Bahnen. Das Verkehrsunternehmen muss 330 Kilometer oberirdische Gleise räumen und kontrollieren. Darüber hinaus deckte der Sturm das Dach der Rheinbahn-Zentrale ab.

 Ein umgestürzter Baum versperrt auf der Aachener Straße einer Straßenbahn den Weg. Auch Autofahrer mussten umdenken und immer wieder Umwege in Kauf nehmen.

Ein umgestürzter Baum versperrt auf der Aachener Straße einer Straßenbahn den Weg. Auch Autofahrer mussten umdenken und immer wieder Umwege in Kauf nehmen.

Foto: Andreas Bretz

Bei der Rheinbahn kann man sich nicht erinnern, dass schon einmal ein Unwetter so gravierende Folgen hatte: Das Düsseldorfer Nahverkehrsunternehmen hat nach dem Gewitter am Pfingstmontag den Straßenbahnbetrieb zunächst komplett eingestellt, auch viele Stadtbahn-Linien fuhren gestern nicht oder nur auf Teilen der regulären Strecke.

Nur die Busse verkehrten wieder, allerdings kam es auf vielen Linien zu Verspätungen, weil Straßen nicht passierbar waren. Am Mittag konnte zumindest die Linie 704 auf einem Teilstück wieder in Betrieb gehen.

Als das Gewitter am Abend aufgezogen war, hatte die Rheinbahn den Betrieb auf oberirdischen Bahnstrecken zur Sicherheit vollständig eingestellt und auch die Busse ins Depot beordert. Eine gute Entscheidung, wie sich wenig später zeigte: Das Unwetter richtete auf vielen Straßen und an unzähligen Stellen im Gleisnetz Schäden an. Bäume fielen auf Gleise und Oberleitungen, Unterwerke - also die Trafos für die Stadtbahn - liefen voll Wasser. Die Hochleitungen für die Straßenbahn wurden zur Sicherheit vom Strom genommen.

Wie hoch sich der Schaden beziffert, konnte auch am Folgetag niemand sagen. "Es geht jetzt erst einmal nicht um Kosten, sondern darum, den Betrieb wieder zu ermöglichen", sagte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Klar war bereits kurz nach dem Unwetter: An eine Rückkehr zum normalen Betrieb war auf den Gleisstrecken nicht zu denken. Sieben unternehmenseigene Teams und Mitarbeiter von Fremdfirmen rückten aus, um die Strecken nach und nach zu räumen und Gleise und Hochleitungen zu kontrollieren - eine aufwendige Arbeit: Mehr als 330 Kilometer Gleise von Straßen- und Stadtbahn verlaufen oberirdisch.

Mit Turmwagen und Kettensäge entfernten Spezialisten die Äste von den Leitungen und spannten anschließend bei Bedarf die Drähte nach. "Wir haben alles draußen, was sägen kann", sagte Rheinbahn-Sprecher Schumacher. Weitere Strecken, so hofft die Rheinbahn, können bald wieder in Betrieb gehen. Die Priorität liegt zunächst auf den innerstädtischen Linien. Konkrete Zeiten nannte das Unternehmen noch nicht.

Die Rheinbahn wurde noch an anderer Stelle vom Gewitter getroffen: Der Orkan trug das Dach des Rheinbahn-Hauses ab, die oberste Etage lief voll Wasser. Viele Mitarbeiter aus der Verwaltung wurden ohnehin von ihrem Arbeitsplatz in den Außendienst beordert: Sie informierten an zentralen Haltestellen die Fahrgäste. Obwohl die Rheinbahn auch über Internet und Anzeigetafeln über die Ausfälle informierte, warteten etliche Menschen vergeblich an Stationen.

Auch die Deutsche Bahn hat massiv unter den Folgen des Unwetters zu leiden. Dies betrifft auch den Nah- und Fernverkehr nach Düsseldorf. Die S-Bahn-Strecken zwischen Düsseldorf und Köln, Wuppertal, Solingen, Neuss, Essen und Duisburg waren gesperrt. Der RE4 nach Dortmund verkehrte. Die IC- und ICE-Verbindungen durch das Ruhrgebiet erreichten Düsseldorf ebenfalls nicht: Sie endeten vorzeitig in Hamm.

Relativ schnell normalisierte sich unterdessen der Betrieb am Düsseldorfer Flughafen. Beim Aufziehen des Unwetters hatte der Airport seinen Betrieb eingestellt, Dutzende Flüge wurden am Boden festgehalten. Weil die zuständige Behörde aber das Nachtflugverbot aufhob, konnten sie später in der Nacht doch noch abheben. Gestern normalisierte sich der Betrieb dann wieder.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort