Oberbilk Meteorit auf dem Oberbilker Markt

Oberbilk · Was Inken Boje in ihrem Atelier an der Max-Halbe-Straße in den vergangenen Tagen baute, ist auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu erkennen. Die Künstlerin verschraubte und verklebte große Stücke Pappe miteinander.

 Der Papp-Meteorit ist weiß und von fremden Händen unberührt. Heute steht das Werk der Künstlerin Inken Boje auf dem Oberbilker Markt. Im Laufe des Tages soll das Objekt von möglichst vielen Bürgern bearbeitet werden.

Der Papp-Meteorit ist weiß und von fremden Händen unberührt. Heute steht das Werk der Künstlerin Inken Boje auf dem Oberbilker Markt. Im Laufe des Tages soll das Objekt von möglichst vielen Bürgern bearbeitet werden.

Foto: Andreas Endermann

Trotz der inzwischen zwei Metern Höhe des Objekts ist eine eindeutige Interpretation nicht möglich. "Absicht", sagt die Flingeranerin. "Diese Arbeit soll gar nicht als Kunstwerk zu identifizieren sein." Die Papp-Arbeit wird auch nicht in einer Kunst-Galerie präsentiert. Inken Boje stellt ihre fragile Arbeit heute mitten auf den Oberbilker Markt und macht sie so zum Teil eines Experiments.

Bürger sollen aktiv werden

"Düsseldorf ist Kunst-Stadt. Es gibt hier mehr Menschen als in anderen Städten, die sich für Kunst interessieren und regelmäßig in Museen gehen", sagt sie. Es gebe jedoch in der Stadt einen Teil der Bevölkerung, der sich gar nicht mit Kunst beschäftigt — und diese Bürger möchte Boje erreichen. Ihr Papp-Objekt positioniert sie daher bewusst auf den belebten Oberbilker Markt. Boje nimmt an, dass das Interesse der Passanten an Kunst dort gering ist. Dennoch werden die Oberbilker auf die Papp-Figur reagieren, davon ist Boje überzeugt. Um diese Reaktionen geht es Boje. "Ich möchte wissen, was die Menschen mit dem Objekt machen. Schneiden sie Löcher hinein, malen sie es bunt an oder treten sie mit den Füßen dagegen? Ich rechne mit allem, auch mit aggressivem Verhalten."

In Erscheinung treten wird die Künstlerin selbst nicht. Sie bleibt aber in der Nähe, um die Spuren der Aktion zu fotografieren. "Ich dokumentiere aber nicht die Menschen, nur deren Taten. Jeder bleibt anonym", betont sie.

Wegen der Größe und Form nennt Inken Boje ihre Papp-Figur einen Meteoriten. Wie vom Himmel gefallen soll er als Fremdkörper auf dem Oberbilker Markt die Blicke auf sich ziehen. Dass nicht nur die Menschen auf den Meteoriten einwirken, zieht Boje ebenfalls in Betracht. "Es könnte den ganzen Tag regnen, so dass das Material schnell aufgeweicht ist", sagt sie. Auch die Witterung und ihre Auswirkung sollen Teil des Projekts und der Aufnahmen werden.

Der Oberbilker Markt soll nicht der einzige Ort bleiben, an dem ein Papp-Meteorit für Aufmerksamkeit sorgen soll. Nach dem gleichen Konzept möchte Boje demnächst in Holthausen und in der Altstadt ihre Skulpturen aufstellen. Diese Film- und Videoaufzeichnungen wird Boje für weitere Projekte und neue Kunstwerke benutzen. Bevor es soweit ist, muss sie aber erst noch einige Meteoriten bauen. Das sei gar nicht so leicht, erzählt sie. "Ich habe ein großes Atelier, aber das fertige Objekt passt ja bei drei Meter Höhe nicht durch die Türe." Aus diesem Grund arbeitete Boje an dieser Arbeit im Keller mit großen Türen.

Die Aktion Meteorit soll von Anfang an kein Geheimnis sein. Auch absichtlich könne jeder Anwohner kommen und auf dem Werk seine Spuren hinterlassen.

Heute, ab 9 Uhr

(lod)
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