Flingern Dicke Männer aus Ton geformt

Flingern · Es sieht fast wie Zauberei aus, wenn Esther Marschall aus einem Klumpen Ton auf ihrer Drehscheibe ein Gefäß formt. Je nachdem, wie sie mit ihren Fingern auf den Ton drückt, verändert sich blitzschnell die Form, entsteht ein glattes oder geriffeltes, ein hohes oder gedrungenes Behältnis. Doch hinter dem, was leicht und einfach scheint, steckt nicht nur jahrzehntelange Erfahrung, sondern auch noch eine fundierte Ausbildung. Esther Marschall hat eine Ausbildung zur Töpferin gemacht und später noch an der Werkschule Köln Keramik studiert. Beide Ausbildungen fließen heute in ihre Arbeit ein.

Figuren erhalten eigenen Charme

Die Töpferin stellt Gebrauchskeramik wie Windlichter, Weinkühler oder Vasen her. Sie formt aber auch ausgefallene Plastiken. "Meine Spezialität sind Gartentiere. Diese kompakten Tierfiguren mache ich durch einen hohen Brand wetterfest, so dass sie das ganze Jahr über draußen stehen können", sagt die Künstlerin. Ihre Arbeiten sind teilweise so stabil, dass man auf ihnen sitzen kann.

Marschall legt weniger Wert auf eine naturalistische Darstellung, sondern verleiht den Figuren einen ganz eigenen Charakter. Aber auch Alltagsgegenstände erhalten teilweise eine ganz individuelle Prägung. So stellt die Flingeranerin zum Beispiel Figuren her, die als Spardose dienen und als Gärtnerin, Seebär oder Bayerin an die Hobbys oder Herkunft der Besitzer erinnern. Die kleinen Ton-Drachen, aus deren Nasenlöchern Flammen züngeln, verbreiten als originelle Öllampen ein warmes Licht.

"Meine besondere Liebe gilt aber meinen ,Dicken Männern', die in vielfältigen Posen meine Werkstatt bevölkern", sagt Marschall. Dabei handelt es sich um kleine dralle Figuren, die an die knubbeligen Zeichentrickfiguren von Loriot erinnern, und die den Besuchern von Marschalls Atelier in Flingern überall begegnen.

Dort entwickelt die Künstlerin aber nicht nur eigene Werke, sondern bietet auch Töpferkurse für Erwachsene an. "Die Begeisterungsfähigkeit und das Können meiner Schüler bereiten mir immer großes Vergnügen", sagt die 63-Jährige.

In ihrem Atelier zeigt die Keramikerin auch immer wieder in Ausstellungen ihre Werke, für die sie eigene Glasuren kreiert hat. Zurzeit können Interessierte aber auch in einer öffentlichen Schau in der Stadtbücherei Flingern die Skulpturen der Künstlerin sehen. "Diese Werke haben ihren ganz eigenen Ausdruck und sind vor allen Dingen heiter und lustig", sagt die Künstlerin.

(RP)
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