Golzheim Künstler wollen nicht weichen

Golzheim · Die Ärzteversorgung Nordrhein möchte die Häuser Ecke Uerdinger-/Kaiserswerther Straße von der Stadt kaufen und abreißen, um dort ein Bürogebäude zu errichten. Der Komplex dient als Atelierhaus für rund 30 Mieter.

 Das Eckgebäude Uerdinger-/Kaiserswerther Straße 237 ist seit Jahrzehnten ein gefragtes Atelierhaus.

Das Eckgebäude Uerdinger-/Kaiserswerther Straße 237 ist seit Jahrzehnten ein gefragtes Atelierhaus.

Foto: Endermann, Andreas

Die Ankündigung der Nordrheinischen Ärzteversorgung, die Häuser an der Ecke Uerdinger-/Kaiserswerther Straße von der Stadt erwerben und abreißen zu wollen, um dort einen Bürokomplex hochzuziehen, hat zu empörten Reaktionen geführt. Ein Sprecher der Ärzteversorgung, die ein Tochterunternehmen der Ärztekammer mit Sitz an der benachbarten Tersteegenstraße ist, hatte erklärt, der Gebäudekomplex stehe weitgehend leer. Nur noch wenige Mieter gebe es dort, unter anderem einige Studenten. Die Ecke sei als Wohnort unattraktiv geworden, weil es dort viel zu laut sei. Deswegen habe die Ärzteversorgung Verkaufsgespräche mit dem Eigentümer, der Stadt, aufgenommen.

 Dieter Marschall (v.l.), Susanne Kamps, Bertram Rutz, Uwe Priefert und Armin Baumgarten im Atelier von Kamps: Die Fünf wollen ihre Ateliers nicht aufgeben und sich in der Sache jetzt ans Kulturamt wenden.

Dieter Marschall (v.l.), Susanne Kamps, Bertram Rutz, Uwe Priefert und Armin Baumgarten im Atelier von Kamps: Die Fünf wollen ihre Ateliers nicht aufgeben und sich in der Sache jetzt ans Kulturamt wenden.

Foto: Andreas Endermann

Keineswegs Leerstand

In dem Komplex aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben indes rund 30 Künstlern ihre Ateliers, einige wohnen dort sogar. Der Plan, ihr Atelierhaus niederzulegen, trifft die Kunstschaffenden völlig unvorbereitet. "In diesem Haus herrscht keineswegs Leerstand", berichtet Uwe Priefert, der sein Atelier im Haus Kaiserswerther Straße 237 betreibt und dort auch regelmäßig Konzerte, unter anderem mit der Clara-Schumann-Musikschule, organisiert. "Das ist hier im Gegenteil ein sehr gefragter Standort für Künstler. Als ich hier einzog, haben sich mit mir zugleich fast hundert andere beworben."

Seit vergangenem Jahr hat auch der Maler und Bildhauer Armin Baumgarten gemeinsam mit seiner Frau ein Atelier im Haus. "Zwar mussten wir beim Einzug viel renovieren. Das Haus ist aber keinesfalls baufällig, im Gegenteil, der Standort ist ideal für uns. Und laut ist es auch nicht, trotz der vielbefahrenen Uerdinger Straße, denn die Fenster schließen dicht, es ist sehr gut isoliert." Nach Baumgartens Angaben sind die Mieten, die man an den Verwalter des Objekts, die Städtische Wohnungsgesellschaft zu zahlen habe, moderat. Nahezu alle hätten übrigens Gewerbeverträge, nur wenige Mietverträge.

"Weil hier keine Gardinen an den Fenstern hängen und abends die meisten Ateliers verlassen sind, mag man von außen vielleicht annehmen, hier herrsche Leerstand. Doch das stimmt nicht." Erst kürzlich habe die Städtische Wohnungsgesellschaft auch das Ladenlokal im Erdgeschoss neu verpachtet. Der Betreiber des "Kantinchens", eine Kombination aus Büdchen und kleiner Gaststätte, hat laut Baumgarten "viel Geld investiert".

Filetgrundstück für Investoren

Das hat nach eigenen Angaben auch die Künstlerin Susanne Kamps, die seit 2002 auf zwei Etagen im Haus Uerdinger Straße 42 ein Atelier und eine Wohnung eingerichtet hat. Sie konnte in Erfahrung bringen, dass der Gebäudekomplex bereits seit den 50er-Jahren als Atelierhaus genutzt wird. "Und seit bestimmt zehn Jahren nehmen wir bereits an der Kunstpunkte-Aktion teil." Seit jüngster Zeit unterhalten zudem rund 20 Fotografen ein Labor im Haus. Sie mussten ihr altes Domizil, einen ehemaligen Gewerbekomplex in Flingern, aufgeben, weil ein Investor die Immobilie erworben und abgerissen hat. "Es passt nicht zu Düsseldorf, das doch eine Kunststadt sein will, wenn es die Künstler immer mehr an die Peripherie drängt", meint Arnim Baumgarten. "Aber das ist hier natürlich schon ein Filetgrundstück für Investoren."

Jürgen Heddergott, Vorstand der Städtischen Wohnungsgesellschaft, die das Objekt für die Stadt verwaltet, bestätigt die Übernahmepläne indirekt: "Wir können uns vorstellen, dass die Stadt das Gelände verkauft. Denn da müsste viel Geld rein gesteckt werden, um es auf einen modernen Standard zu bringen, das ist nicht wirtschaftlich. Für die Künstler muss allerdings Ersatz geschaffen werden. "

(RP)
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