Düsseldorf Kulturbahnhof auf dem Abstellgleis

Eller · Der Kulturbahnhof in Eller ist in einem katastrophalen Zustand. Die notwendige Renovierung wurde bis jetzt nicht bewilligt. Derzeit wird gerade eine Teilsanierung geprüft.

 Gerolf Schülke vom Freundeskreis Kulturbahnhof Eller bemängelt den desolaten Zustand des Gebäudes.

Gerolf Schülke vom Freundeskreis Kulturbahnhof Eller bemängelt den desolaten Zustand des Gebäudes.

Foto: Christoph Reichwein

"Fecit" heißt die aktuelle Ausstellung von Klaus Beck im Kulturbahnhof Eller, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Auf Latein bedeutet dies soviel wie "er machte" - doch gemacht wurde wenig in dem denkmalgeschützten Objekt, das seit Jahren baufällig ist. Besuchern der Ausstellung präsentiert sich der marode Zustand erst beim Verlassen des Ausstellungsraums, der mit seinem dunklen Parkettboden und den hohen, weißen Decken noch in guter Verfassung ist.

In den Sanitäranlagen zeigt sich das ganze Ausmaß der Baufälligkeit: Der Anbau sackt regelrecht ab und reißt aufgrund des fehlenden Fundaments meterlange Risse in Wand und Decke. Diese wird notdürftig mit einigen Holzbalken abgestützt. Neben dem Waschbecken klafft ein riesiges Loch im Fußboden. "Ein desolater Zustand", gibt auch Bezirksvorsteher Wilhelm van Leyen zu.

Ein Schlüsselerlebnis in der Arbeit des Vereinsvorsitzenden des "Freundeskreis Kulturbahnhof Eller", Gerolf Schülke, war der Besuch des isländischen Botschafters vor vielen Jahren. Dieser verzichtete beim Anblick des heruntergekommenen Büros auf einen Kaffee und vertrat sich lieber die Beine.

Mit vier bis fünf Leuten arbeitet Schülke in dem Raum, in dem gerade einmal Platz für zwei Tische, ein paar Regale und eine Kaffeemaschine ist. "Eigentlich ist das ein Skandal", sagt der Kurator. "Dieser kleine Klotz", wie er den Anbau nennt, in dem die Sanitäranlagen und das Büro untergebracht sind, würde er am liebsten abreißen lassen. Dieser ist nämlich im Gegensatz zum restlichen Gebäude nicht denkmalgeschützt.

Platz für ein größeres und auch helleres Büro wäre im linken Anbau durchaus vorhanden. Dieser ist jedoch noch maroder als der rechte und steht seit vier Jahren leer. Der Boden wurde herausgerissen, Lampen kommen von der Decke und das Dach ist einsturzgefährdet. Als Ausweichquartier und Lagerfläche für Büroartikel und Künstlerbedarf dienen mehrere Container, die vor dem Bahnhof stehen. Wenig einladend für eine Kultureinrichtung, die in diesem Jahr mit Klaus Beck die 150. Ausstellung seit 1982 feiert.

Über vier Jahre dauert bereits dieser "Eiertanz zwischen öffentlicher Aufmerksamkeit und verwaltungstechnischem Wohlwollen", so Schülke. Ein mehrseitiges Konzept zur Renovierung wurde bereits im vergangenen Jahr erarbeitet, das sich laut van Leyen auf 250.000 Euro beläuft. Das zuständige Amt für Gebäudemanagement lehnte den Antrag mit der Begründung ab, dass kein Konzept vorläge.

Diese Verzögerungstaktik seitens der Politik sei sehr belastend, sagt Schülke. Wenigstens habe man in der Bezirksvertretung einige Befürworter. "Wir sind sehr am Erhalt dieses Gebäudes interessiert. Hier wird gegenwärtige Kunst nicht vermarktet, sondern vermittelt", sagt CDU-Fraktionsvorsitzende Dagmar von Dahlen. Interesse allein reicht jedoch nicht aus. Eine Teilsanierung werde derzeit geprüft und der Gebäudekomplex in den sogenannten Masterplan Kultur eingearbeitet, so die Stadtverwaltung.

Denn die ehrenamtliche Arbeit fällt den Freunden des Kulturbahnhofs unter diesen Bedingungen zunehmend schwerer. "Wir können doch nicht alle Ausstellungen von zu Hause aus organisieren", sagt Schülke. Auch er unterstreicht die Wichtigkeit des Kulturbahnhofs in einem Stadtteil, dem es zunehmend an vergleichbaren, kulturellen Angeboten fehle.

(RP)
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