Benrath Im Kirchenkeller schnauft, zischt und rattert es

Benrath · Der Eisenbahnerkreis wurde vom pensionierten Benrather Pfarrer Georg Gerstenberg im Herbst 2004 ins Leben gerufen.

 Die neue Dampflok ist das Schmuckstück der Anlage. Jürgen Reichel (v.l.), Florian Bückendorf, Marcus Wilhelm, Jörg Froese, Georg Gerstenberg und Peter Dachnio.

Die neue Dampflok ist das Schmuckstück der Anlage. Jürgen Reichel (v.l.), Florian Bückendorf, Marcus Wilhelm, Jörg Froese, Georg Gerstenberg und Peter Dachnio.

Foto: Günter von Ameln (vam)/Günter von Ameln (vam)

Elegant gleitet die schwarze Dampflok ratternd auf den Schienen entlang. In regelmäßigen Abständen stößt ihr Schornstein Rauch aus, so als atme sie und sei bei der Anstrengung ein wenig ins Schnaufen gekommen. Tunnel, Wiesenlandschaften, Wälder durchfährt sie, kommt an Villen aus der Gründerzeit vorbei, nichts scheint ihre Fahrt stoppen zu können, fast nichts. Denn dann bleibt sie an einer Weiche hängen und nichts geht mehr.

Gut, dass es sich bei dieser Dampflok um eine Modelleisenbahn handelt. Schon ist Jürgen Reichel da, um die Lok aus ihrer misslichen Lage zu befreien. „Sie ist noch neu“, erklärt er, „und läuft heute zum ersten Mal.“ Tatsächlich ist diese neue, von Jürgen Reichel mit umgebaute Lok der Anlass, dass der Eisenbahnerkreis, der sich im Keller der Dankeskirche ein kleines eigenes Schienenimperium aufgebaut hat, die Tore öffnete, um das Modellbahn-Glück mit Groß und Klein zu teilen. „Wir haben einen Soundrecorder und ein Rauchmodul besorgt und eingebaut“, erzählt Jürgen Reichel. Es gehe schließlich nicht an, dass eine Dampflok nicht dampft. Jürgen Reichel hat schon als Kind gerne mit der Modelleisenbahn gespielt. „Dann hat das die ganzen Jahren geruht“, erinnert er sich.

Als er in den Ruhestand ging, hat er die Eisenbahn „rausgekramt und wieder angefangen“. Durch eine Einladung kam er zum Eisenbahnerkreis. „Und da bin ich hängen geblieben.“ Der Eisenbahnerkreis wurde vom pensionierten Pfarrer Georg Gerstenberg im Herbst 2004 ins Leben gerufen. „Meine Frau kam auf die Idee, der Gemeinde meine Modellanlage zu schenken und einen Kreis zu gründen“, erzählt er. Und so zog Georg Gerstenbergs Modelleisenbahn in den Keller der Dankeskirche. Bald hatte er fünf Gleichgesinnte gefunden. Jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat trifft sich der Eisenbahnerkreis, zu dem inzwischen auch zwei Jugendliche gehören. „Da herrscht Club-Atmosphäre“, meint Gerstenberg.

Anschaffungen werden aus der „Club-Kasse“ finanziert, in die jeder fünf Euro pro Monat einzahlt. So auch die neue Dampflok. Inzwischen wurde das Eisenbahnerreich durch Lagerräume erweitert und es stehen mittlerweile zwei große Anlagen dort. Die zweite stammt von Marcus Wilhelm, der in der Dankeskirche einst konfirmiert wurde. Marcus ist mit Modelleisenbahnen groß geworden. „Mein Vater hat 1968 damit angefangen, in meinem Geburtsjahr“, verrät er. Zu besonderen Anlässen wurde die Modellanlage aus der Wand geklappt und stand dann mitten im Wohnzimmer. Beim Eisenbahnerkreis ist er schon von Anfang an. „Meine Eltern haben die Anzeige im Gemeindeblättchen gesehen.“

Hat alles noch analog begonnen, hat der Eisenbahnerkreis seine Anlagen inzwischen digitalisiert. Über ein Jahr hat es gedauert. „Obendrauf ist noch alles gleich, aber untendrunter ist alles neu“, erklärt Jürgen Reichel. Alle analogen Kabel wurden durch digitale Kabel ersetzt. Die Züge werden jetzt mit einem Computer gesteuert. Nun hat der Eisenbahnerkreis noch einen Traum, wie Marcus Wilhelm verrät: „Die beiden Anlagen miteinander zu verbinden, mit einer Brücke, unter der man durchgehen kann.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort