Benrath Erst die Palme, später die Trauerweide

Benrath · Nach der Plastik-Palme nun eine echte Palme - Schützen der Reserve-Kompanie haben sie in einer Nacht- und Nebelaktion auf die Insel des Schlossweihers gepflanzt. Die Benrather finden es witzig, wollen aber eine Trauerweide.

 Jetzt steht eine echte Palme auf der Insel im Schlossweiher. Die Benrather verstehen sie allerdings nur als Übergangslösung.

Jetzt steht eine echte Palme auf der Insel im Schlossweiher. Die Benrather verstehen sie allerdings nur als Übergangslösung.

Foto: Günter von Ameln

Das war harte Arbeit. Die vier Schützen vom dritten Zug der Gesellschaft der Reserve mussten ganz schön improvisieren, um die Palme auf die Insel des Benrather Schlossweihers zu pflanzen. Eigentlich wollten sie auf Luftmatratzen zur Insel. Doch das ging schief. Also wateten die Vier - mit der Palme auf der Luftmatratze - durch den Weiher. Doch kurz vor dem Ziel konnten sie nicht mehr stehen und mussten sogar schwimmen. Gegen 2.30 Uhr, so Zugführer Carsten Meier, war es dann vollbracht. Die Palme stand. Die Schützen gingen bei Meier duschen, als Belohnung für ihre Tat begannen sie um 4 Uhr morgens zu grillen, ehe sie wieder zum Appell mussten.

Und wie finden die Benrather die aufwendige Aktion? Witzig. Aber dennoch wollen fast alle eine Trauerweide auf der Insel. Kritik gab es am Gartenamt, den Denkmalschützern und den Gutachtern. Den Befragten dauert die Entscheidung pro Weide oder pro Weide/Pappel schon viel zu lange.

Für den Historiker und Archivar des Benrather Heimatarchivs, Wolfgang D. Sauer ist die Palmenpflanzung ein "Schnellschuss in Eigenregie, der an der Bevölkerung vorbeigeht". Er persönlich sei dafür, die Trauerweide als Solitär zu halten, betont er.

Stefan Schweizer, Wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath findet die Aktion als Einziger der Befragten nicht originell. Er spricht vom Aufkochen vom Aufkochen und ist überzeugt: "Das Gartenamt wird es richten."

Marianne Holle, Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath, gesteht, als sie den Artikel gestern in der Rheinischen Post gelesen habe, habe sie erstmal laut lachen müssen. "Das ist doch niedlich", sagt sie und interpretiert die Aktion als Missfallen gegenüber dem Gartenamt, das überhaupt nicht reagiert: "Ich verurteile es, dass wir von der Stadt immer wieder vertröstet werden, wenn es um die Entscheidung der Trauerweide geht. Man soll den Wunsch der Bevölkerung endlich berücksichtigen."

In diese Richtung tendiert auch Udo Skalnik, stellvertretender Bezirksbürgermeister. Auch er ist der Meinung, dass es viel zu lange mit einer Entscheidung dauere. Seines Erachtens hätte die Stadt direkt reagieren müssen und die Trauerweide stünde längst wieder. Denn der ganze Stadtbezirk sei schließlich für die Trauerweide. Scherzhaft fügt er hinzu. "Ich glaube nicht, dass die Palme die endgültige Lösung ist." Aber er ist überzeugt, dass sich für die 1000 Euro teure Palme ein geeigneter Standort finden wird.

Erich Welski, Mitglied der Bezirksvertretung 9 für die Grünen, bewundert den Humor der Schützen. Außerdem habe das Bepflanzen der Palme die Standsicherheit der Insel bewiesen. Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf gefällt die Palme, "jedenfalls jetzt - im Sommer. Doch auch er betont: "Das Herz der Leute hängt an der Trauerweide."

Heinz-Leo Schuth, langjähriger Bezirksvorsteher, ist der Meinung, die Palme könne jetzt so lange dort stehen, bis die neue Trauerweide kommt.

Verständnis, dass man sich über die Pflanzaktion lustig macht, hat Günther Steinert, Vorsitzender des Düsseldorfer Naturschutzbunds (Nabu). Steinert und der Nabu waren die Ersten, die für eine Trauerweide gesammelt haben. "Ich kann nicht verstehen, warum man sich so schwer tut, eine Entscheidung zu fällen." Der Nabu habe sich schnell für die Trauerweide entschieden, weil es so sonnenklar gewesen sei, sagt er.

Renate Rönnau, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath, sagt: "Die Aktion ist klasse." Die Schützen hätten gezeigt, wie schnell man etwas umsetzten könne. Da könnten sich Ämter und Gutachter eine Scheibe von abschneiden. Dennoch ist für sie klar: "Auf die Insel muss eine Trauerweide.

(RP)
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