Benrath Paulsmühlen-Tour auf rheinische Art

Benrath · Wieder traf Historie auf Histörkes. Diesmal ging es in die Paulsmühle. Dort erfuhren die Teilnehmer von Heimatarchiv-Leiter Wolfgang D. Sauer vieles zur Geschichte und Kabarettistin Anne Wesendonk unterhielt mundartlich.

 Anne Wesendonk rezitiert ein Gedicht in der Unterführung von de Innenstadt in Richtung Paulsmühle; die einen den Durchgang Angströhre, die anderen "Pauli"-Tunnel.

Anne Wesendonk rezitiert ein Gedicht in der Unterführung von de Innenstadt in Richtung Paulsmühle; die einen den Durchgang Angströhre, die anderen "Pauli"-Tunnel.

Foto: Olaf Staschik

Mit soviel Andrang hatten Anne Wesendonk und Wolfgang D. Sauer nicht gerechnet. "Man kann mal gucken, wie beliebt die Paulsmühle ist", kommentierte die Kabarettistin die stetig wachsende Gruppe Interessierter, die an der ersten Tour durch dieses Benrather Viertel dabei sein wollten. Doch Wesendonk nahm den Andrang rheinisch. "Et kütt, wie et kütt", meinte sie.

Erste Station des Spaziergangs "Historie trifft Histörkes" war die Unterführung am S-Bahnhof. Von Benrathern oft "Angströhre" genannt, heiße sie auch nach dem katholischen Pfarrer Karl Thomas Pauli "Pauli-Tunnel", sagte Sauer.

Um der Unterführung in die Paulsmühle etwas von seinem schlechten Image zu nehmen, veranstaltet das Kulturmobil dort regelmäßig künstlerische Aktionen, berichtete Wesendonk. Ihr Patentrezept gegen mulmige Gefühle hingegen lautet: "Lewerwurstbütterken". Dieser belegten Schnitte widmete sie dann gleich im Tunnel noch einige Gedichte. ("Ich hann och ne bisschen Kultur mitgebracht")"Mein Bütterke in de Butterdos, was röökst du och so famos."

Weiter ging es zur Eissporthalle. Von dort blickte die Gruppe auf die Thyssen-Krupp-Brache. Dass dort das Albrecht-Dürer-Berufskolleg gebaut werde, sei inzwischen beschlossene Sache, berichtete Sauer. "Dann kommt hier wieder Leben in die Paulsmühle", begrüßte er diese Entwicklung. An die Eishalle grenzt eine weitere Industrie-Brache. Dort wo sich früher die BEA befand, sollen 385 Wohnungen gebaut werden.

Nächster Halt war an der aus drei Schleifsteinen der Firma Jagenberg bestehende Brunnen. Die Wasser-Anlage heiße auch "Max-Schmeling-Brunnen", wusste ein ortskundiger Teilnehmer des Rundgangs zu berichten. Der Leiter des Benrather Heimatarchives stimmte dem zu und erklärte, dass der junge Schmeling von der Paulsmühle aus seine große Box-Kariere startete.

Eine Pause gab es dann im Bunker, den Franz Pint von den Paulsmühler Jecken extra für die Fußgruppe aufgeschlossen hatte. Obwohl Benrath weitgehend von Bombenangriffen verschont geblieben sei, mussten die Paulsmühler hingegen viele Nächte in dem 1940 erbauten Hochbunker verbringen, berichtete Sauer.

Auch heute herrsche noch an so vielen Stellen auf der Erde Krieg. "230 Millionen Kinder wachsen im Krieg auf", erinnerte Kabarettistin Wesendonk. Gemeinsam mit Christine Schreiber, die mit der Gitarre begleitete, sang sie auch Nachdenkliches zu diesem beklemmenden Thema.

Weiter ging es, vorbei an einigen denkmalgeschützten Arbeiterhäuser in der Einsiedelstraße in die Jakob-Schimmelpfennig-Straße. Auch der Friedenseiche am Wegekreuz Am Mönchsgraben/ Flenderstraße statteten die Spaziergänger einen Besuch ab. Letzter Stopp war dann an dem Gedenkstein für Cäcilia Beuker, die von den Nazis ermordet wurde.

Zum Ausklang erfuhren die Teilnehmer noch einiges Allgemeines über die Paulsmühle und Wesendonk konnte zufrieden feststellen:" Et is noch immer gut gegange."

(ilb)
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