Nachfolge von Fröhlich Sparkasse: Chefsuche ist schwierig

Düsseldorf · Die Zusammensetzung des neuen Sparkassen-Vorstands ist offener denn je: Der aussichtsreichste Kandidat für den Chef-Sessel, Ralf Fleischer vom Giro-Verband sagte jetzt, er wolle den Job gar nicht. Und es gibt ein Gerücht um die Idee, Goßmann bei vollen Bezügen zu beurlauben.

 Sparkassen-Vorstände bei einer Bilanz-Konferenz: Karin-Brigitte Göbel, Peter Fröhlich, Andreas Goßmann und Thomas Boots (v.l.). Nicht auf dem Bild ist Vorstandsmitglied Birgit Roos.

Sparkassen-Vorstände bei einer Bilanz-Konferenz: Karin-Brigitte Göbel, Peter Fröhlich, Andreas Goßmann und Thomas Boots (v.l.). Nicht auf dem Bild ist Vorstandsmitglied Birgit Roos.

Foto: Andreas Endermann

Einen neuen Vorstandsvorsitzenden für die Stadtsparkasse Düsseldorf zu finden, gestaltet sich schwieriger als angenommen. Denn der bereits als Favorit gehandelte Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen und Giro-Verbandes (RSGV), Ralf Fleischer (48), hat jetzt in einem Verbandsinternen Papier erklärt, er stehe für den Job nicht zur Verfügung.

Anfang Juli hatte er ein Sondierungs-Gespräch mit OB Dirk Elbers gehabt, und aus Elbers Umgebung kamen klare Hinweise darauf, dass Elbers den ausgewiesenen Sparkassen-Kenner gern an der Berliner Allee in der Führungsetage hätte. Aber daraus wird wohl nichts: Fleischer hat abgesagt. Weiter wolle er sich dazu nicht äußern, sagte er gestern. Alles, was zu sagen sei, stehe in der internen Information, die ausschließlich für die Mitarbeiter des RSGV erstellt wurde.

Es gibt allerdings noch zwei weitere Bewerber, heißt es im Rathaus— und auch die seien geeignet.

Die Führungsriege der Sparkasse steht seit Wochen in den Schlagzeilen: Der Vertrag des derzeitigen Vorstands-Chefs, Peter Fröhlich, wird nicht verlängert, weil er im Verwaltungsrat (dem Aufsichtsrat der Sparkasse) keine Mehrheit mehr hat. Vorstandsmitglied Andreas Goßmann geriet ins Visier, weil er mit einem Großkunden der Sparkasse sein privates Haus baute und davon niemanden informierte - ein Verstoß gegen die Compliance-Regeln, findet OB Elbers. Und Vorstandsmitglied Birgit Roos wechselt bald nach Krefeld.

Das Ganze war gestern großes Thema im Hauptausschuss des Verwaltungsrates, das entscheidende Gremium. Anlass war die Personalie Thomas Boots. Boots, stellvertretendes Vorstands-Mitglied, hatte Goßmanns Verhalten von einem Anwalt in Wiesbaden prüfen lassen und erst dann Vorstand und Aufsichtsrat informiert - ein Vorgang, der das Klima nachhaltig vergiftet, wie Elbers meint.

Gestern war Boots Thema im Hauptausschuss, und wie es für den Banker weitergeht, wird noch geprüft. Aber auch Andreas Goßmann ist noch im Visier der Politiker: Denn es gibt starke Kräfte, die Verwaltungsrats-Chef Dirk Elbers zu überzeugen versuchen, Goßmann von seinem Amt zu entbinden. Goßmann war vor knapp zwei Jahren in das Gremium gekommen, sein Vertrag läuft noch drei Jahre. Der Hintergrund: Man ist skeptisch, ob mit Goßmann unter einem neuen Vorstandsvorsitzenden Frieden einkehren wird in die Führungs-Etage des städtischen Kredit-Instituts. Goßmann gilt als exzellenter Finanzmann, hat aber einen schlechten Ruf aufgrund mangelnder sozialer Kompetenz. Die Idee der Anti-Goßmann-Gruppe: Er wird beurlaubt. man zahlt sein Gehalt weiter — hat aber einen sauberen Schnitt gemacht und einen fast völlig neuen Vorstand. Sollte das tatsächlich umgesetzt werden, würde das die Sparkasse ca. 1,5 Millionen kosten: Goßmann verdient 390 000 Euro Grundgehalt und kam z.B. 2009 auf 37 000 Euro Tantiemen, zusammen 427 047,91 Euro. Da die Tantieme nur für drei Monate galt (er hatte am 1.10. 2009 angefangen), war sie so niedrig. normal wären 100 000 Euro pro Jahr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort