Holthausen Wächter der Henkel-Stadt
Holthausen · Wenn sich am Abend viele Menschen schlafen legen, gehen andere zum Job. Was sie tun, ist gewöhnungsbedürftig, hat aber auch Erlebniswert: Die Nachtschicht beginnt. Wir starten unsere Serie mit dem Werkschutz bei Henkel.
Es ist gegen zwei Uhr morgens, als ein weißer Bulli das Werksgelände des Konsumgüter-Riesen Henkel umkreist. Sobald er in die Nähe der Eingangstore kommt, wird er langsamer, inspiziert die Örtlichkeiten genau. Auch die gegenüberliegenden Mitarbeiter-Parkplätze lässt der Fahrer auf seiner Tour nicht aus. Der weiße Bulli mag manchem verdächtig erscheinen, dient aber der Sicherheit: Er gehört zum Werkschutz bei Henkel und dreht eine seiner vielen nächtlichen Runden.
Der Mann hinterm Lenkrad heißt Jürgen Geier. Seit mehr als 26 Jahren schützt er den Konzern im Düsseldorfer Süden. Schicht- und Wechseldienst — danach richtet der Wachdienstleiter sein Leben ein. "Wir als Schichtler müssen unsere Freizeit mehr organisieren als andere", sagt er. Einen Berufswechsel kann er sich aber nicht vorstellen. Das geht Yvonne Wüllner ebenso. Sie ist eine von zwei Frauen beim Henkel-Werkschutz und untersteht in dieser Nacht neben neun weiteren Werkschutzfachkräften dem Wachleiter. Auf dem Gelände kann sie sich alleine bewegen, bei den Außenkontrollen aber müssen immer zwei Wächter im Wagen sitzen. "Egal ob Mann oder Frau", erklärt sie, und steigt auf den Beifahrersitz des Bullis.
Autoknacker abschrecken
Die Nachtschicht für den Werkschutz beginnt um 21.30 Uhr. Doch Jürgen Geier ist immer eine halbe Stunde früher da. "Bei einer Tasse Kaffee bespreche ich dann mit dem Wachleiter, der vor mir Dienst hatte, was in seiner Schicht vorgefallen ist." Sobald die Kollegen eintreffen, beginnt die nächtliche Schließrunde. Gebäude innerhalb und außerhalb des Geländes werden kontrolliert und gesichert, also abgeschlossen, die Parkplätze inspiziert. "Ab und an werden schon mal die Autos aufgebrochen", sagt Geier. "Da wir aber ständig Präsenz zeigen, kommt das so gut wie nie vor."
Der Wachleiter besitzt einen Generalschlüssel, der ihm auch den Zugang zur Produktion ermöglicht. Fast alles läuft dort computergestützt und maschinell. Nur wenige Mitarbeiter kontrollieren jede halbe Stunde, dass die Geräte richtig arbeiten. Sie tragen dunkelgrüne Polohemden mit der Aufschrift "Team Waschmittelproduktion" und wiegen Flaschen, gefüllt mit Waschmittel, Haushaltsreiniger und Weichspüler. Weiterhin ist das Werk in Holthausen Henkels größte Produktionsstätte.
Jürgen Geier ist ein Mensch, der seinen Beruf lebt. So ist es für ihn selbstverständlich, zu wechselnden Uhrzeiten zu arbeiten. "Ich muss zwar jedes zweite Wochenende arbeiten und Treffen mit Bekannten müssen immer im Vorfeld geplant werden", sagt der Wachdienstleiter. "Aber dafür habe ich früher auch mein Kind in die Schule bringen oder abholen können."
Fit bleiben mitten in der Nacht
Nachtschicht macht müde, doch Geier bleibt fit. Sein Tipp: "Am Abend vorher eine Stunde schlafen oder mindestens dösen." Zudem sei wichtig, besonders für einen erholsamen Schlaf am nächsten Morgen, wenn es bereits hell ist: dunkle Rollläden vor den Fenstern und eine ruhige Wohnlage. "Dann stellt sich der ganze Körper um, und die Schichtarbeit ist kein Problem mehr", meint Geier.
Lange sitzt er nicht still. An einem Tor steht ein mit Waren beladener Lkw. Das auf der Waage angezeigte Gewicht entspricht nicht dem vorgeschriebenen Wert. Bis Wachdienstleiter Geier gegen halb sechs Feierabend macht, wird er auch dieses Problem gelöst haben.