Radfahr-Test in Düsseldorf So nützlich ist die Grüne-Welle-App

Düsseldorf · Kann ich mein Tempo halten, muss ich beschleunigen oder kann ich es langsamer angehen? Mit der App „traffic pilot“ sollen Radfahrer auf einer grünen Welle durch den Verkehr kommen. Wir haben die App getestet.

 Die App „traffic pilot“ zeigt Radfahrern an, mit welcher Geschwindigkeit sie die Grünphase an der nächsten Ampel erreichen. Sind sie im grünen Bereich, werden sie nicht anhalten müssen.

Die App „traffic pilot“ zeigt Radfahrern an, mit welcher Geschwindigkeit sie die Grünphase an der nächsten Ampel erreichen. Sind sie im grünen Bereich, werden sie nicht anhalten müssen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der ADFC in Düsseldorf bewertet die neue Fahrrad-App „traffic pilot“ kritisch. Technisch sei die App mit ihren Berechnungen „top“, sagt Tourenleiter Bruno Reble, aber ihr praktischer Nutzen liege „leider bei fast Null“. Wir haben die App ausprobiert.

Die App Die 13 Dauerzählstellen in Düsseldorf registrierten in diesem Jahr rund 24 Prozent mehr Radfahrende als im Vorjahr. Mit der neuen App sollen diese nun im gesamtem Stadtgebiet komfortabler auf einer „grünen Welle reiten“. Als Teil der digitalen Verkehrswende hatte die Stadt „traffic pilot“ vorgestellt. Rund 70 Prozent der mehr als 600 Ampelanlagen unterstützen die App.

RP-Test Startpunkt unseres Tests war die Ecke Südring/Fleher Straße, Ziel das Fortuna-Büdchen. Bei fast allen Ampeln auf der Strecke quer durch die Stadt arbeitete die App zuverlässig. Sie zeigte frühzeitig – und verständlich – an, ob man für die Grünphase an der nächsten Ampel das Tempo beibehalten kann, beschleunigen oder die Geschwindigkeit verringern muss. Dass auf der Fleher Straße die mobile Ampel wegen einer Baustelle nicht erkannt wurde, war keine Überraschung. Wenn die Prognose an einer Ampel zu unsicher ist, wird sie von der App nicht angezeigt: Das war beim Test nur einmal an der Kreuzung von Fürstenwall und Neusser Straße der Fall. Allerdings stand während der gesamten Fahrt zweimal der Server überhaupt nicht bereit.

Die Sprachqualität der App war in Ordnung, der Ton ist auch ausschaltbar. Besonders zuverlässig ist der Countdown an einer roten Ampel: Wenn dieser wie an der Elisabethstraße eine Wartezeit von 23 Sekunden anzeigt, kann man sicher davon ausgehen, dass die Fahrt in 23 Sekunden weitergehen wird. Probleme hatte „traffic pilot“, wenn man abbog. Dann konnte es manchmal dauern, bis die Daten für die neue Straße bereitstanden. So geschehen an der Kreuzung Graf-Adolf-Platz/Breite Straße.

ADFC-Meinung Statt auf das Smartphone-Display am Lenker zu schauen, empfiehlt Bruno Reble besser den Verkehr und die unterschiedlichen Ampeln für Auto- und Radfahrer im Blick zu behalten. Es sei für Radfahrer sonst zu gefährlich, sich womöglich von der App ablenken zu lassen. „Nicht zuletzt sollte man auf die Abstandsregeln achten, vor allem zu den Türen von parkenden Fahrzeugen, die sich urplötzlich öffnen und uns jäh aus den Träumen vom flüssigen Fahren auf den harten Asphalt der Realität befördern“, schreibt er in seinem Testergebnis auf der Homepage des ADFC Düsseldorf. Reble bedauert, dass „traffic pilot“ nicht parallel mit einer Navigations-App läuft. „Was nützt es mir, wenn ich die Grünphasen, aber nicht den Weg kenne?“, fragt er. Von Ampeln hält der Tourenleiter ohnehin nicht viel, er hält Kreisverkehre für die bessere Lösung: „Dann fließt alles automatisch, ohne Stop-and-go und ohne Ampel-Stress.“

Fazit Die neue App ist ein Spielzeug, das nicht wirklich benötigt wird, so sieht es auch der ADFC. Spaß macht der Countdown an einer roten Ampel, der genau ist und für den wartenden Radfahrer kein Sicherheitsrisiko darstellt, wenn er ihn länger beobachtet. Die Sorgen des ADFC, dass die App den Radfahrer während der Fahrt ablenken könnte, ist berechtigt. Die Augen wandern oft auf das Display, der Blick auf den Verkehr geht verloren. Das könnte allerdings nur am Anfang der Fall sein, wenn man sich die kostenlose App gerade erst heruntergeladen hat. Mit mehr Routine könnten die Blicke auf das Display weniger werden.

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