Düsseldorf Muskator: Mitarbeiter wettern gegen Stadt

Düsseldorf · Die Ex-Angestellten des Tierfutterherstellers Muskator geben der Verwaltung eine Mitschuld an der Insolvenz: Die Stadt soll den Kauf von Gebäuden verzögert haben. Die Grünen fragen heute im Rat nach.

Der Streit um die Insolvenz des Düsseldorfer Tierfutterherstellers Muskator geht in die nächste Runde. Gläubiger und Ex-Mitarbeiter geben der Stadt eine Teilschuld an der Insolvenz. Das hatte Baudezernent Gregor Bonin stets bestritten. Bei der vergangenen Sitzung des Stadtrates antwortete er schriftlich auf Frage der Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin und OB-Kandidatin Miriam Koch. Ein ehemaliger leitender Mitarbeiter von Muskator bezweifelt die Aussagen des Baudezernenten. So habe es schon 2010 und 2011 Verhandlungen zwischen Stadt und Muskator über die Rückgabe von Grundstücken in Erbpacht an die Verwaltung gegeben. Dabei müsste die Kommune Muskator eine Entschädigung für die darauf stehenden Gebäude geben, weil diese Eigentum der Firma sind. Laut Bonins Auskunft an den Rat gab es erst 2012 Verhandlungen.

Der frühere leitende Angestellte berichtete im Gespräch mit der Rheinischen Post von einer konkreten Einigung über die Rückgabe der Grundstücke. "Im Jahr 2011 suchte Muskator nach weiteren Investoren. Die Firma Aldi machte ein Angebot unter dem Vorbehalt einer positiven Bauvoranfrage", so der frühere Manager. Die Stadt habe jedoch erkennen lassen, der Discounter sei nicht gewollt und daher sei es zu neuen Verhandlungen gekommen. "Die mündeten Mitte 2012 in einem konkreten Angebot der Stadt, das Grundstück zum Preis von sieben Millionen Euro zu übernehmen, vorbehaltlich der Zustimmung des Rates. Muskator nahm das Angebot an", sagt der Ex-Angestellte. Zweimal waren die Beteiligten beim Notar, binnen sechs Wochen sollten die Verträge unterschrieben sein.

Offenbar scheiterten diese Verhandlungen maßgeblich daran, dass die Stadt Zweifel an der Zahlungsfähigkeit von Muskator hatte. Daher wurde eine auf Insolvenzrecht spezialisierte Kanzlei eingeschaltet. Es heißt in der Stellungnahme des Baudezernenten Bonin vom 10. April: "Es sollte damit unbedingt vermieden werden, dass das abzuschließende Rechtsgeschäft anfechtbar ist und der Stadt somit ein Schaden in Millionenhöhe entstanden wäre."

Nach Angaben des früheren Muskator-Managers habe dagegen ein Gutachten, dass die Stadt bei einem Wirtschaftsprüfer in Auftrag gegeben hatte, ergeben, dass Muskator zahlungsfähig sei und bei Erhalt des vereinbarten Kaufpreises sämtliche Verbindlichkeiten begleichen könne. Darüber hinaus hätten dann auch Mittel für Investitionen zur Verfügung gestanden. "Auch die von der Stadt konsultierten Anwälte waren dieser Meinung", sagt der Ex-Manager.

Heute wird das Thema erneut im Rat der Stadt behandelt. Die Grüne Oberbürgermeister-Kandidatin Miriam Koch will in der Sitzung die Nachfragen stellen, ob es dieses Fortführungsgutachten tatsächlich gab und ob wirklich bereits Angebote über eine Grundstücksrückgabe angenommen worden waren.

Laut einem Sprecher des Muskator-Insolvenzverwalters Bernd Depping laufen derzeit wieder Verhandlungen über eine Grundstücksrückgabe mit der Stadtverwaltung.

Dezernent Gregor Bonin wollte sich gestern nicht zu den Verhandlungen und der Anfrage der Grünen äußern und verwies auf die heutige Ratssitzung.

(RP)
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