Düsseldorf Rock-Musiker schreibt Buch über Düsseldorf

Düsseldorf · Rüdiger Esch von der Gruppe "Die Krupps" bringt einen Band über die Musik seiner Heimatstadt heraus. Er erscheint bei Suhrkamp.

Rüdiger Esch sitzt im Café Enuma nahe dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. Er trinkt "Orangina" und sagt, dass man ihn bis April nicht mehr so oft treffen werde in der Stadt. Bis dahin muss er nämlich sein Manuskript fertig haben, der Suhrkamp Verlag wartet darauf.

Es geht um Düsseldorf in dem Buch, das Mitte September in den Läden liegen soll, um die Musik der großen Zeit. Der Band "ElectriCity" wird Interviews mit den Helden von einst versammeln, mit Mitgliedern der Gruppen DAF, Propaganda, Neu!, Der Plan, Rheingold, La Düsseldorf, Kraftwerk und Liaisons Dangereuses. Und weil Musik aus Düsseldorf besonders im England der späten 70er Jahre eine Inspiration für viele Künstler war, wird Esch auch Musiker von Heaven 17, OMD und Depeche Mode zu Wort kommen lassen, außerdem Produzenten-Legenden wie Vangelis und Giorgio Moroder.

"Oral History" nennt sich das Genre, in dem Esch arbeitet. Jürgen Teipel hat es mit dem Band "Verschwende Deine Jugend" über Punk in Deutschland populär gemacht, seither erscheinen solche Zeitzeugen-Dokumentationen zu allen möglichen Stilen und Subkulturen — zuletzt "Der Klang der Familie" über Techno aus Berlin. In "ElectriCity" sollen die Jahre 1970 bis '86 im Mittelpunkt stehen.

Esch ist 46 Jahre alt, er wurde in Düsseldorf geboren, und er kennt die meisten Menschen, die damals den Sound der Stadt berühmt machten. Als Schüler gründete er die Punkband Feine Deutsche Art, die es ins Vorprogramm der Toten Hosen in der Freizeitstätte Garath schaffte. Esch weiß noch das Datum: 27. April 1982. Nach dem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium, wo die Punkrocker Male gewissermaßen Schulband waren, spielte er mit Klaus Dinger von Neu!: Die Engel des Herrn nannten sie sich.

1988 stieg er als Bassist bei Die Krupps ein, da war er noch Philosophie-Student an der Heine-Uni. "Metal Machine Music" und "Fatherland" heißen die großen Hits, die er mit Jürgen Engler und Ralf Dörper produzierte. Der Erfolg war enorm; bevor sich Amerika für Rammstein begeisterte, hörte man dort Die Krupps mit ihrer Mischung aus Metal und düsterer Elektronik. Auf Tourneen wurde er immer wieder auf die Heimatstadt angesprochen, auf die Musik von dort.

"Ich dachte, das ist doch ein Thema für ein Buch", sagt Esch. "Ich wollte wissen, warum all die Bands, die stilprägend sind für die elektronische Musik, aus Düsseldorf kommen. Ist das etwas Stadt-Spezifisches? Oder hätte das auch anderswo passieren können?" Esch fasziniert, wie wenig Austausch die Musiker untereinander pflegten: "Deren Platten sind nahezu ohne gegenseitigen Kontakt entstanden".

Er führt sie nun zusammen in seinem Buch, und daran muss er jetzt weiterschreiben. Bis April.

(RP)
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