Düsseldorf Meisterwerke von Albrecht Dürer zu Gast

Düsseldorf · Ende Januar wird ein Konvolut von 61 Dürer-Grafiken in New York versteigert. Die Stiche sind am Dienstag in Düsseldorf zu sehen.

 Das verpanzerte Nashorn ist eines der berühmtesten Druckwerke Dürers. Der Schätzpreis liegt bei bis zu 110 000 Euro.

Das verpanzerte Nashorn ist eines der berühmtesten Druckwerke Dürers. Der Schätzpreis liegt bei bis zu 110 000 Euro.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Albrecht Dürer ist das deutsche Künstlergenie schlechthin - der 1471 geborene Nürnberger Goldschmied-Sohn und Lichtfigur der deutschen Renaissance, war bereits ein Mythos, als er mit 57 Jahren verstarb: In ganz Europa verehrte man den Maler und Grafiker, der Selbstporträt und Landschaftsmalerei neu definierte, ob seiner Virtuosität, seinem Erfindungsreichtum und seinem ungeheuren Selbstbewusstsein als Künstler und Gelehrten.

Diesen Erfolg hatte Dürer nicht allein seiner unvergleichlichen Kunst, sondern deren professioneller Verbreitung in Druckgrafiken und dem Schutz seiner Signatur "AD" zu verdanken - Dürer zog bis nach Venedig vor Gericht, um seine beliebten Blätter vor Kopisten wie Marcantonio Raimondi zu schützen: So erstritt er schon im 16. Jahrhundert den Urheberrechtsschutz, sorgte für ein weit verzweigtes Vertriebsnetz und statuierte mit der juristisch angeordneten Zerstörung von Raimondis Plagiaten ein Exempel, wie man es heute von der Vernichtung von kopierten Luxus-Taschen kennt. Es war ein Quantensprung für die Existenz der freien, von keiner Zunft geschützten Künstler.

Sich selbst stilisierte Dürer mit ungewöhnlicher Barttracht und langlockigem Haar zur Marke mit Alleinstellungsmerkmal und hohem Wiedererkennungswert - heutige Marketingstrategen hätten ihre Freude an ihm. Das Herz des Kunstliebhabers schlägt dagegen vor Freude, wenn er die einmalige Gelegenheit nutzt, 21 meisterhafte Stiche des Genies zu studieren: Christie's versteigert Ende Januar insgesamt 61 Blätter in New York, einen Tag lang machen die Raritäten in Düsseldorf Station.

"Der Sammler, der dies zusammengetragen hat, kaufte 40 Jahre mit größter Kennerschaft. Sämtliche Arbeiten sind sehr früh in Dürers Werkstatt entstanden, das heißt kurz nach der Entstehung der Druckplatte und damit besonders kostbar und selten", erläutert Christie's Grafik-Experte Tim Schmelcher. So erscheinen die Motive frisch, plastisch, nuancen- und kontrastreich, denn je öfter der Druckstock in der Presse zur Vervielfältigung genutzt wurde, desto flacher wurde der Druck.

Jede Feinheit ist hier deutlich sichtbar, selbst das Schimmern einer Rüstung oder das matt leuchtende Fell eines Tieres ist eingefangen. In ihrer Makellosigkeit einzigartig sind "Adam und Eva" (1504), mit denen der Deutsche sich in Italien empfahl, wo man doch fälschlicherweise glaubte, dass nordische Maler zwar Meister der Oberflächengestaltung seien, jedoch keine nackten Körper malen könnten.

Zum Schmunzeln lädt das seinerzeit skandalöse und daher selten gedruckte "Badehaus" (1496) ein, in dem einer der fast nackten Männer - es ist Dürer selbst - anspielungsreich neben einem Wasserhahn steht. Doch nicht nur Männerleiber stellt dieses für Dürers Freunde komponierte Motiv dar - das wäre zu profan - sondern eine Allegorie der fünf Sinne.

Auch die drei in ihrer technischen, kompositorischen und ikonographischen Vollendung als "Meisterdrucke" bezeichneten Zimelien "Melencolia I", "Der hl. Hieronymus" sowie "Ritter, Tod und Teufel" von 1513/14 sind zu bewundern. Die weltberühmten, viel interpretierten Blätter zeigen neben zahlreichen Anspielungen auf Tod und Vergänglichkeit drei Aspekte eines tugendhaften menschlichen Lebens: Der kämpferische Mann der Tat, der weder Tod noch Teufel fürchtet, um den Glauben zu verteidigen.

Der Melancholiker, der als Renaissance-Mensch mit allerlei technischen Gerätschaften die Phänomene der hiesigen Welt erforscht, nach Erkenntnis strebt und doch an seine Grenzen stößt.

Und schließlich der Kirchenvater Hieronymus, der in seiner Klause die von Gelehrten niedergeschriebenen Schriften studiert. Dürers minutiös durchdachte Werke sind nicht nur eine Augenweide, sondern eine Herausforderung auch für den Geist. Man sollte sie sich nicht entgehen lassen.

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