Düsseldorf Gotteslob und Lebensfreude

Düsseldorf · Queen Esther Marrow und die Harlem Gospel Singers zu Gast in der Tonhalle.

 Queen Esther Marrow begeistert in der Tonhalle.

Queen Esther Marrow begeistert in der Tonhalle.

Foto: dapd

Nahezu jeder kennt den Song "Wonderful World", mit dem der Jazz-Trompeter Louis Armstrong in den sechziger Jahren die Popcharts eroberte. Queen Esther Marrow hat sich nicht nur dieser charmanten Träumerei musikalisch angenommen, sondern hat sie auch gleich zum Motto ihrer neuen Gospel- Show erkoren. Ganz anders als der betuliche Armstrong unterstreicht die 73-jährige First Lady der Gospel-Musik mit ihrer noch immer beeindruckenden Ausdruckskraft, dass es letztlich ein spirituell geprägter Blick sei, der bestimme, wie sich die Welt einem darstelle.

Nach dem klassischen Gospel-Einstieg und einer berührenden Interpretation von "There is no Failure" durch Rono Suzette "Susu" Montgomery wird schnell deutlich, dass sich The Harlem Gospel Singers zwar einerseits noch immer der klassischen Spiritual-Traditionen verpflichtet fühlen, andererseits jedoch ihren stilistischen Radius mittlerweile weit in weltliche Gefilde ausgedehnt haben.

Der Gospel-Gottesdienst, das faszinierende Ritual, dem Jammertal auf Erden mit innigem Gotteslob und ausgelassener Lebensfreude zu begegnen, hat sich zum umfassenden Archiv schwarzer Musik, vom Blues über den Jazz und Rock'n' Roll bis hin zu Soul und R'n'B erweitert. Mit den Sängerinnen Jahlisa Norton, DeAun Parker und "Susu" Montgomery sowie dem Bassisten Michael Lemelle, dessen gutturales Vibrato wohlig erschauern lässt, hat Esther Marrow neue Babys in ihre Singer-Familie aufgenommen und einmal mehr Gespür für stimmliches Potenzial bewiesen.

Mit "Dig a Little Deeper" wandelt der singende Herren-Vierer auf den Spuren legendärer Vorbilder wie The Mighty Clouds of Joy oder dem Golden Gate Quartet. Der weibliche Teil der "Singers" legt nach und demonstriert im Medley von Rosetta Tharpe, dass "sauberer" Gospel und "schmutziger" Rock'n'Roll eine inspirierende Verbindung eingehen können.

Auch die musikalische Hommage an Whitney Houston mit "I Wanna Dance With Somebody", "Greatest Love Of All" und "Step By Step" erweist sich der unvergessenen Soul-Diva würdig. Immer wieder lässt sich das Publikum zum Mitklatschen animieren.

Den Konzerthöhepunkt markiert jedoch die Gospel-Königin höchstpersönlich mit ihrer zu Herzen gehenden Version von Mahalia Jacksons "Didn't It Rain". Mit einer musikalisch mitreißend intonierten Zuversicht durften sich Queen Esther Marrow und "The Harlem Gospel Singers" sicher sein, wieder ein paar Seelen für eine optimistischere Sicht auf eine wunderbare Welt gerettet zu haben.

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