Düsseldorf Braver Mann verliebt sich in ein Biest

Düsseldorf · Heinrich Schafmeister begeistert in der "Komödie": "Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte" heißt das Stück.

 Szene aus der Aufführung mit (v.l.) Jens Knospe, Elke Winkens, Heinrich Schafmeister.

Szene aus der Aufführung mit (v.l.) Jens Knospe, Elke Winkens, Heinrich Schafmeister.

Foto: Endermann, Andreas

Es hätte so ein schöner Sonnentag am Strand werden können. Bruno ist bester Laune, breitet sein Handtuch aus und schlüpft in die Badehose. Doch dann taucht Eva auf. Und bald wird klar: Die Schöne ist ein Biest. Erst demoliert sie sein Auto, dann sein ganzes Leben. Das neue Stück in der "Komödie" von Aldo Nicolaj trumpft mit reichlich schwarzem Humor auf.

Was der Titel "Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte" zu bedeuten hat, enträtselt sich erst ganz am Ende - nachdem ein Mord passiert ist. Bis dahin werden die Zuschauer prächtig unterhalten, auch dank der flotten Regie von Hausherr Helmuth Fuschl. Kurze Einblendungen von geschickt gewählter Gute-Laune-Musik aus Schlager und Klassik verknüpfen die einzelnen Szenen - ein hübscher Einfall.

Die Hauptrolle spielt erneut ein Komödiant, der dem Haus schon etliche Erfolge bescherte. Kaum knipst Heinrich Schafmeister seine zerknautschte Mimik an, tänzelt mit eckigen Bewegungen über die Bühne oder wechselt ungelenk seine Kostüme, sind ihm die Lacher und das Wohlwollen des Publikums gewiss. Manchmal lässt er sich vom Applaus verführen und übertreibt es ein bisschen mit dem Grimassieren. Aber das passt dann auch schon wieder zu dem Irrwitz, in den ihn die kapriziöse Eva treibt.

Elke Winkens macht es sichtlich Spaß, den harmlosen Bruno von einer Katastrophe in die nächste taumeln zu lassen. Durch ihre Schuld landet er nacheinander im Krankenhaus, im Knast, in der Psychiatrie. Aber sie holt ihn auch wieder heraus. Es folgt das Unvermeidliche: Der brave Mann entbrennt in Leidenschaft zu seinem rettenden Engel. Eva weiß genau, wie sie ihre neue Eroberung um den Finger wickeln kann: Sie umgurrt und umschmeichelt ihn, macht auf naives Püppchen und vermag bei Bedarf überzeugend zu schmollen und zu schluchzen. Alles Kalkül. Und prompt tappt Bruno in die Falle.

Das böse Erwachen kommt erst, als ihm dämmert, dass sie ihn zum Werkzeug eines perfiden Plans machen will: Er soll ihr den lästigen Gatten vom Hals schaffen. Von da an schlägt das Stück überraschende Volten. Denn Liebhaber und Ehemann (souverän gespielt von dem tapferen Jens Knospe, der bei der Premiere mit frischem Beinbruch auftrat) verstehen sich blendend: gleicher Geschmack, gleiche Interessen, gleiche musikalische Vorlieben. Plötzlich ist es Eva, die ins Hintertreffen gerät. Eine Frau, die dringend einen Therapeuten bräuchte. Ihre Sehnsucht nach Liebe kompensiert sie mit dem verzweifelten Bemühen um absolute Kontrolle. Sie nistet sich in das Leben der Männer ein und schnürt ihnen die Luft ab. Sie nervt, aber sie kann auch ungemein charmant sein.

Ob ihr das am Ende helfen wird? "Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte" erweist sich buchstäblich als Mords-Gaudi. Bösartig und makaber, aber durchweg amüsant und leichtfüßig. Die Zuschauer leiden mit dem gebeutelten Bruno und lachen sich gleichzeitig schlapp über seine üblen Erlebnisse. Es ist aber auch zu komisch, wenn Heinrich Schafmeister hilflos eingegipst im Krankenbett liegt oder mit Orangen gefüttert wird, bis die Backen beinahe platzen.

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