Düsseldorf Begegnung mit Christoph Ransmayr

Düsseldorf · Der österreichische Bestsellerautor liest aus "Atlas eines ängstlichen Mannes".

Dass es in der literarischen Welt von Christoph Ransmayr nie sonderlich behaglich zugeht, verraten allein die Titel seiner Romane und prosaischen Welterkundungen: vom "Strahlenden Untergang" erzählt der 58-jährige Österreicher, vom "Schrecken des Eises und der Finsternis", gar von der letzten Welt - diesem großen Ovid-Buch der Verwandlungen - und zuletzt vom "Atlas eines ängstlichen Mannes" (S. Fischer-Verlag, 456 Seiten, 24,99 Euro).

Aus diesem Buch wird Ransmayr am Montag im Palais Wittgenstein lesen. "Der Atlas eines ängstlichen Mannes" ist ein Band aus 70 Episoden aus unserer Welt, ein großes Sammelsurium mit Berichten von Bergen und Meeren, von Wüsten und Inseln, von Tod und Verhängnis. Was alle Geschehnisse und Berichte miteinander verbindet, ist der Erzähler, der Beobachter, der mit seinen Geschichten Ausschnitte unserer Welt dokumentiert und bewahrt, bevor sie vielleicht für immer aus unserem Gedächtnis verschwinden.

Wahrscheinlich, so Ransmayr im Gespräch, gibt es gar keine Erzählungen, in denen es nicht irgendwann um Leben und Tod geht. Das aber meint nicht die Angst des titelgebenden Mannes. Denn diese ist eher eine "Spielform der Vorsicht", eine Geste der Behutsamkeit.

Zugleich ist der Weg des Mannes eine Reise der Selbsterkundung. Denn wer die Welt wahrnehmen will, so Ransmayr, "wendet seinen Blick immer auch gleichzeitig in sein Inneres und wird dort, was auf seiner Netzhaut erscheint, verwandelt oder zumindest gespiegelt finden".

Neben der großen Sprachmacht des im oberösterreichischen Wels geborenen und lange Zeit in Irland lebenden Autors fasziniert auch, dass Ransmayr ausschließlich von Orten berichtet, die er selbst bereist, durchwandert, bei Hitze und Kälte erfahren hat. Und er berichtet nur von Menschen, denen er auch wirklich begegnet ist, "die mir geholfen, die mich behütet, bedroht, gerettet oder geliebt haben".

Man kann in diesem Sinne den Atlas sehr wohl als eine Autobiografie lesen und verstehen, aber als eine literarisch gespiegelte. Die Geschichten der Welt verwandeln sich in Büchern zu Geschichten der Fantasie - das ist schon seit Ovid so. Auch darum wird die Ransmayr-Lesung zu einer Begegnung mit einem "Verwandlungskünstler" werden.

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