Das Lieblingsplatte-Festival ist zurück Endlich auch mal die B-Seite live erleben

Düsseldorf · Eine Lieblingsplatte ist perfekt, jedes Lied hat seine Daseinsberechtigung. Beim gleichnamigen Festival bringt Kurator Miguel Passarge solche Platten auf die Bühne, in voller Länge und aus unterschiedlichen Genres. In diesem Jahr unter anderem dabei: Amon Düül II und Haiyti.

 Der Kurator des Lieblingsplatte-Festivals Miguel Passarge.

Der Kurator des Lieblingsplatte-Festivals Miguel Passarge.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Zeiten des Streamens von Musik ist es einfach geworden, nur noch die Hits verschiedener Künstler aneinander zu reihen. Doch ein Album bietet mehr als nur eine Abfolge von Liedern. Der Künstler zeigt darin eine Bandbreite: Lieder, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind und deren Reihenfolge einen Sinn verfolgt. Selten bekommen Musikfreunde die Gelegenheit, diesen Sinn auch in einem Live-Auftritt zu erleben. Doch ein Festival aus Düsseldorf bietet genau das. Die Suche nach dem Popkanon steht im Zentrum des Lieblingsplatte-Festivals, das im Dezember in seine fünfte Auflage geht. An sieben Abenden werden sechs Künstlerinnen und Künstler auftreten, dazu gibt es eine Buchpräsentation mit anschließender Podiumsdiskussion.

Miguel Passarge, Kurator des Festivals, freut sich auf das kleine Jubiläum. „Natürlich hätten wir das gerne schon im vergangenen Jahr gefeiert, wegen der Pandemie holen wir das eben in diesem Jahr nach“, sagt er. Damit Jahr übertritt das Festival auch eine weitere Schwelle, insgesamt 31 Alben wurden dann live aufgeführt. Der Clou des Konzepts: Künstlerinnen und Künstler aus dem deutschsprachigen Raum aus unterschiedlichsten Genres spielen ihre Lieblingsplatte live vor Publikum. Die Bandbreite der ist groß, in diesem Jahr steht mit Haiyti eine Rapperin neben Amon Düül II, den Pionieren des Krautrock im Programm.

Diese Künstler bieten auch den bisher größten zeitlichen Abstand. „Amon Düül II werden das Doppelalbum „Yeti“ aus dem Jahr 1970 spielen, das mit 51 Jahren bisher älteste Album, das wir auf die Bühne bringen“, so Passarge. Haiytis Album „Montenegro Zero“ ist aus dem Jahr 2018 und damit die bisher aktuellste aufgeführte Lieblingsplatte, mit der das Festival am 11. Dezember startet. Denn Passarge sagt, es sei ihm bei der Konzeption des Programms auch wichtig, einen sowohl historischen wie stilistischen Bogen zu spannen.

Für die allermeisten Künstler sei es ein Novum, ein Album komplett aufzuführen, so Passarge. „Dabei müssen sie sich natürlich nicht sklavisch an die, wie im Fall von Amon Düül II, Jahrzehnte alten Fassungen halten“, sagt er. Gerade bei den Impro-Stücken auf den Seiten drei und vier von „Yeti“ wäre das auch eine extreme Herausforderung. Doch es werden alle Songs gespielt, die Alben exklusiv und einmalig eingeprobt, so der Kurator.

Mit dabei sind auch die Düsseldorfer Punk-Pioniere von Der KFC, die nach vielen Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne stehen und ihr zweites und bisher letztes Album „Knülle im Politbüro“ von 1982 spielen werden. Auch für Liebhaber von Singer-Songwritern ist etwas dabei, Niels Frevert spielt sein Album „Zettel auf dem Boden“ in voller Länge. Mit Creutzfeld & Jakob ist auch die goldene Zeit des deutschen Rap vertreten. Sie bringen ihre Platte „Gottes Werk und Creutzfelds Beitrag“ auf die Bühne. Für das Festival in diesem Jahr war auch ein Auftritt der Düsseldorfer-Berliner Electronic-Gruppe To Rococco Rot mit ihrer Platte „The Amateur View“ von 1999 geplant. Aufgrund eines Unfalls eines der Bandmitglieder musste dieser Auftritt aber kurzfristig auf das kommende Jahr verschoben werden.

Ganz im Zeichen des Krautrock steht die Buchvorstellung von Christoph Dallachs neuem Werk „Future Sounds“. Gemeinsam mit Andreas Dorau taucht er darin in die Geschichte des oft experimentellen und improvisationsgeprägten Genres ein. Im Anschluss gibt es dazu eine Podiumsdiskussion mit RP-Redakteur Philipp Holstein und dem Festival-Kurator Miguel Passarge.

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