Serie Meine Ausbildung (80) Künstler und Handwerker zugleich

Düsseldorf · Sven Tillmann (25) ist angehender Bühnenplastiker. Für die Theaterstücke im Schauspielhaus baut und bemalt der Lehrling die Bühnenbilder. Leidenschaft für das Theater sollten die Lehrlinge haben.

 Die Feinarbeiten an den Styroporskulpturen macht der angehende Bühnenplastiker Sven Tillmann mit einem kleinen Messer.

Die Feinarbeiten an den Styroporskulpturen macht der angehende Bühnenplastiker Sven Tillmann mit einem kleinen Messer.

Foto: bernd schaller

Der Betrieb Wer die Werkstatt der Bühnenmaler und -plastiker jetzt im Schauspielhaus vermutet, der irrt. Dafür brauchen die Künstler jede Menge Platz. Vor allem die Decken dürfen nicht zu niedrig sein, wenn für ein Theaterstück meterhohe Konstrukte angefertigt werden müssen. Herr der Werkstatt im Central am Hauptbahnhof ist Maler und Plastiker John Ciernicki. Zwei Vollzeit-, vier Halbtagskräfte und die angehenden Bühnenmaler und -plastiker wie Sven Tillmann (25) unterstützen Ciernicki bei der Umsetzung visueller Eindrücke, sie imitieren Oberflächen und fertigen Masken und Kostüme an. "Wir arbeiten eng mit den Bühnenbildnern zusammen, die uns die Idee des Bühnenbildes geben", sagt der Ausbilder. Die Umsetzung übernimmt dann sein Team. Aber auch die großen Prospekte, die ein neues Stück am Schauspielhaus ankündigen, gestalten die Maler und Plastiker.

Die Bewerbung Zeichnen und Malen sollten angehende Bühnenplastiker schon können, sagt John Ciernicki. "Und teamfähig müssen die Kandidaten sein." Dass das bei Kreativen nicht immer so einfach ist, weiß der Ausbilder. "Künstler wollen sich immer ausdrücken. Hier müssen sie sich aber zurücknehmen können." Und natürlich sollten die Bewerber Interesse am Theater haben. Alle Bewerber, die in die engere Auswahl kommen, müssen dann ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. "Sie haben zwei Tage Zeit, um ein Bild zu malen", sagt Ciernicki. Sven Tillmann ist über ein paar Umwege zur Ausbildung gekommen. Die Leidenschaft Theater packte ihn aber schon während der Schulzeit. "Ich habe an der Schauspielschule vorgesprochen", sagt er. Das habe aber nicht geklappt. Dann studierte er Grundschullehramt, stellte aber fest, dass er etwas Praktisches machen wollte. Also zurück zum Theater: Und wenn nicht er auf der Bühne stehen kann, dann eben seine Konstruktionen. "Ich habe für die Schauspielhaus-Werkstatt ein Praktikum bekommen und begann im September meine Ausbildung."

Die Ausbildung Im ersten Lehrjahr ist Sven Tillmann jetzt, und die großen Maschinen wie die Seilsäge sind für den Lehrling im Augenblick noch tabu. "Dafür brauche ich einen Maschinenschein. Der kommt aber noch in der Ausbildung", sagt der 25-Jährige. Bei seinem Job kommt es aber auch sehr oft auf die Feinarbeit an, dafür benutzt er ohnehin kleines Werkzeug, wie Feilen und Handsägen. An sein erstes Projekt erinnert sich Tillmann noch gut: "Ich durfte an dem sechs Meter hohen Berg für den Weißen Rössl mitarbeiten." Die meisten Bühnenbilder entstehen aus Styropor, "die wir anschließend mit Leim, Kleister und Papier haltbar machen", sagt der Azubi. Damit das bröckelige Material auch lange hält und nicht schon beim Transport zum Schauspielhaus kaputt geht. So wie beim Berg für den Weißen Rössl eben. Im Augenblick arbeitet Sven Tillmann an kleinen Hügeln für ein Stück im Jungen Schauspielhaus. Weil die Schauspieler auf den Hügeln spielen, werden sie aber nicht aus Styropor gemacht, sondern bekommen eine robuste Unterkonstruktion. "Damit die Darsteller proben können, haben wir vorab provisorische Hügel gebaut", sagt er.

Die Berufsschule Kunstgeschichte steht ganz oben auf dem Stundenplan eines angehenden Bühnenplastikers. "Wir müssen Epochen kennen, Architektur erkennen", sagt Sven Tillmann. Außerdem werden die Auszubildenden in Theatergeschichte unterrichtet und haben Materialkunde. "Malen, Zeichnen und Modellieren haben wir natürlich auch", sagt er.

Die Zukunft Ein bisschen Zeit hat Sven Tillmann zwar noch, bis er sich Gedanken über die Zukunft machen muss. Aber er weiß jetzt schon, dass es mit einer Übernahme am Schauspielhaus sehr schlecht aussieht. "Ich kann freiberuflich arbeiten am Theater oder in den Filmbereich gehen und dort Bühnenbilder machen", sagt er. Es gibt auch Bühnenplastiker, die ein Projekt in einem Themenpark realisieren, aber es sind eben immer nur Projekte. Ein Studium zum Bühnenbildner könnte sich der 25-Jährige als Alternative vorstellen, dann würde er auch die Entwürfe für die Bühne machen.

(RP)
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