Düsseldorf Übung: Menschen aus Trümmern gerettet

Düsseldorf · Zum ersten Mal konnten Feuerwehren aus Düsseldorf, Duisburg und Krefeld eine Bauunfall-Übung dieser Größenordnung durchführen. Auf dem ehemaligen Auto-Becker-Gelände probten sie für den Ernstfall.

 Sabrina Kemper vom THW Ratingen sucht mit Hund Alice auf der Baustelle des Geländes von Auto Becker nach Verschütteten.

Sabrina Kemper vom THW Ratingen sucht mit Hund Alice auf der Baustelle des Geländes von Auto Becker nach Verschütteten.

Foto: hans-jürgen bauer

Es war die größte Bauunfall-Übung, die jemals in Düsseldorf durchgeführt wurde: Am Samstag beteiligten sich 87 Einsatzkräfte der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehren aus Düsseldorf, Duisburg und Krefeld sowie des Technischen Hilfswerks (THW) Düsseldorf und Ratingen und zwei Statiker am Training auf dem Abbruchgelände an der Suitbertusstraße in Bilk.

Wo früher die legendäre Firma Auto Becker mit Luxusautos wie Ferrari und Rolls-Royce handelte, türmen sich jetzt Schuttberge. Die Düsseldorfer Feuerwehr fragte bei Quantum, dem neuen Eigentümer an, ob sie das Gelände zu Übungszwecken nutzen könnte. Denn während der Abbrucharbeiten bieten sich dort Trainingsmöglichkeiten, die die Feuerwehr nur selten hat.

Durch Erdrutsche, Gasexplosionen oder schlecht gesicherte Baustellengruben können Häuser einstürzen oder Menschen verschüttet werden. Das kommt nicht häufig vor, ist aber auch nur schwer für Übungen darstellbar. Die Arbeiten auf dem weitläufigen Gelände an der Bilker Suitbertusstraße boten deshalb eine gute Gelegenheit — denn das Areal wirkt derzeit wie ein Trümmerfeld. Die Gebäude sind bereits zur Hälfte abgerissen. Deckenplatten und Kabel hängen aus dem dreistöckigen Gebäude, Pflanzen ranken sich um die Geländer, und Staubwolken wabern über das Brachland. An einer Wand flattert noch ein alter Kalender im Wind.

In diesem Szenario übten die Feuerwehren und THW am Samstag sechseinhalb Stunden lang insbesondere die Rettung von Verschütteten. Dazu wurde keine Puppe verwendet, sondern mit "angenommenen", also imaginären Personen gearbeitet. So wurde an mehreren Stationen geübt, Steinhaufen abzutragen, ohne darunter liegende Opfer zu gefährden und dabei mit Stützwänden aus Holz das Nachrutschen von Geröll zu verhindern. Die biologische Abteilung des Technischen Hilfswerks war mit ihren Hunden vor Ort. Die speziell ausgebildeten Suchhunde schlagen an, wenn sie in der Trümmerlandschaft Verschüttete wittern und leiten so die Rettungskräfte zu den Opfern.

Eine besonders spektakuläre Rettungsaktion probten die ehrenamtlichen und hauptberuflichen Helfer an einer dritten Übungsstation. Dort sollten Verschüttete unter schweren Betontrümmern befreit werden. Zunächst beurteilte dazu ein Statiker das Gewicht der Betonklötze und legte Festpunkte für den Aufbau des großen Feuerwehrkrans fest. Der kann bis zu einer Höhe von 28 Metern ausgefahren werden und hievte die fünf Tonnen schweren Betonteile vorsichtig beiseite.

Insgesamt waren die Übungsleiter sehr zufrieden mit dem Ablauf der Übungen. "Die Helfer waren motiviert und begeistert über die gebotenen Möglichkeiten", so Feuerwehrsprecher Hans-Jochen Hermes. Nach dem Einsatz gab es eine große Feedback-Runde, bei der alle Beteiligten Mitspracherecht hatten und die Aktion vor allem auf Mängel im Ablauf diskutiert wurde. Kleinere Komplikationen hatte es unter anderem bei der Kommunikation über Funk und dem Abtransport nicht mehr benötigter Einsatzgeräte gegeben. Das wird nun im Ernstfall im Einsatzplan berücksichtigt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort