Caritas ist gefragt Immer mehr Arbeitslose suchen Hilfe

Düsseldorf · Seit der Einführung von Hartz IV stieg bei Caritas und Zukunftswerkstatt die Zahl der Ratsuchenden um 47 Prozent. Die Berater befürchten, dass es Anfang 2011 noch mehr werden, wenn Neuerungen in Kraft treten. Auch die Zahl der Hartz-IV-Bezieher nahm weiter zu.

 Die Arge Düsseldorf an der Luisenstraße in der Stadtmitte: Obwohl die Zahl der offenen Stellen steigt, nimmt die Zahl der Hartz-IV-Bezieher zu.

Die Arge Düsseldorf an der Luisenstraße in der Stadtmitte: Obwohl die Zahl der offenen Stellen steigt, nimmt die Zahl der Hartz-IV-Bezieher zu.

Foto: Meyer

Die Zahl der Arbeitslosen, die sich von Caritasverband und Zukunftswerkstatt Düsseldorf (ZWD) beraten lässt, nimmt zu. Seit Einführung der Hartz-IV-Gesetze 2005 ging ihre Zahl um 47 Prozent nach oben. Allein vergangenes Jahr suchten fast 13 000 Betroffene Hilfe. Dabei kommen besonders ältere Arbeitslose mit ihren Problemen nicht allein zurecht.

Der Anteil der über 50-Jährigen, die sich an die Beratungsstellen wandten, stieg in den vergangenen fünf Jahren sogar um 80 Prozent. Das erklärten gestern Michael Esser, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Caritas, sowie Armin Weiß, Prokurist bei der Zukunftswerkstatt.

Beide fürchten, dass sich der Trend demnächst fortsetzt. Denn am 1. Januar treten erneut gesetzliche Änderungen in Kraft, die Auswirkungen auf die insgesamt 33 624 Düsseldorfer Bedarfsgemeinschaften, also Hartz-IV-Haushalte haben werden. "So werden keine Rentenbeiträge mehr für Langzeitarbeitslose bezahlt und auch der Kinderzuschlag wird anders verrechnet", sagte Michael Esser. Sowohl Caritas als auch Zukunftswerkstatt stellen sich darum auf einen weiter wachsenden Beratungsbedarf ein.

Hierfür stehen beiden Organisationen im Jahr 500 000 Euro zur Verfügung. Geld, das von der Stadt gezahlt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen übernahm Düsseldorf sämtliche Kosten, nachdem das Land 2008 aus der Kofinanzierung ausgestiegen war. Erst vor kurzem entschied die Stadt, die Beratung bis 2015 weiter zu bezuschussen. Da nun aber die neue Landesregierung beschlossen hat, sich für zunächst zwei Jahre wieder zu beteiligen, könnte der städtische Haushalt ab 2011 um jährlich 170 000 Euro entlastet werden.

"Das entsprechende Antragsverfahren läuft", sagte Armin Weiß von der Zukunftswerkstatt, der genauso wie die Verantwortlichen der Caritas in Zukunft die Gruppenberatung ausbauen will. "Dabei geht es aber nicht darum, Kosten zu sparen", ergänzte Michael Esser. Vielmehr sei das Ziel, eine soziale Isolation der Betroffenen zu verhindern.

Viel Hoffnung, dass die Zahl der Hartz-IV-Bezieher in Zukunft merklich sinken wird, haben die beratenden Organisationen jedenfalls wenig. Zwar gelänge es durchaus, auch Langzeitarbeitslose in neue Stellen zu vermitteln. Doch viele seien zu wenig qualifiziert oder aber zu alt, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Tatsächlich nahm die Zahl der Arbeitslosen, die auf Hartz IV angewiesen sind, trotz eines Anstiegs an offenen Stellen, zuletzt weiter zu. Im Oktober waren mit 21 841 Betroffenen 2,7 Prozent mehr Arbeitslose gemeldet als vor einem Jahr. Einzig bei den unter 25-Jährigen sank die Zahl um knapp vier Prozent.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort