Wissenschaftspreis Zwei Brüder in der Spitzenforschung

Düsseldorf · Karl (33) und Philipp Lang (30) sind nicht nur exzellente Wissenschaftler, sondern zusammen 3,3 Millionen Euro schwer. Jeweils ausgezeichnet mit einem hochdotierten Wissenschaftspreis der Humboldt-Stiftung investieren sie ihr Preisgeld in zwei Projekte der Düsseldorfer Leberforschung.

 Philipp Lang (links) tut es seinem drei Jahre älteren Bruder Karl Lang gleich: Ab sofort forscht der 30-Jährige an der Klinik für Hepatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Philipp Lang (links) tut es seinem drei Jahre älteren Bruder Karl Lang gleich: Ab sofort forscht der 30-Jährige an der Klinik für Hepatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Foto: Foto: Christoph Göttert

Karl und Philipp heißen zwar mit Nachnamen nicht Klitschko — und ihr Leibgericht sind auch nicht russische Blinis. Trotzdem handelt es sich bei den Brüdern um Schwergewichte. Ihre Disziplin: die Leberforschung. So gewann der drei Jahre ältere Karl Lang (33) bereits 2008 den Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Diese Woche zog der jüngere nach: Philipp Lang (30) bekam ebenfalls diese Auszeichnung, die mit 1,65 Millionen Euro zum höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis für Nachwuchsforscher zählt.

Vater ist auch Wissenschaftler

Die insgesamt 3,3 Millionen, die den Brüdern für zwei eigene Forschungsprojekte zur Verfügung stehen, investiert Karl und ab sofort auch Philipp Lang an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie des Universitätsklinikums Düsseldorf. "Das Preisgeld ist eine einzigartige Chance für junge Wissenschaftler, an einer Einrichtung ihrer Wahl für fünf Jahre völlig selbstbestimmt zu forschen", betont Klinikdirektor Dieter Häussinger. Zudem stärke es das Renommé der Düsseldorfer Hepatologie sowie die gegenseitige Befruchtung zwischen Klinik und Preisträgern.

Dass die beiden dem gleichen Beruf nachgehen, findet Philipp Lang ganz normal: "Als Kinder haben wir Iglus gebaut und mit Lego gespielt — jetzt forschen wir eben gemeinsam." Dieses Selbstverständnis kommt aber nicht von ungefähr. So ist der Vater der beiden ebenfalls Wissenschaftler: Florian Lang forscht und lehrt an der Uni Tübingen auf dem Gebiet der Physiologie.

Für die Lang-Brüder, die bereits als Schüler bei ihrem Vater im Labor standen, war das Studium der Medizin daher fast obligatorisch. "Zur Doktorarbeit sind wir dann die Adressen angegangen, die uns die beste Grundlagenforschung ermöglichten", berichtet Karl Lang, der sich vor kurzem habilitierte. Zu markanten Stationen der Brüder zählen beispielsweise die Yale University, das Princess Margaret Hospital in Toronto sowie die Universität Zürich, an der beide — jedoch zeitversetzt — mit dem Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel arbeiteten.

Was die jungen Spitzenforscher umtreibt, ist die Entwicklung einer erfolgreichen Therapie gegen Hepatitis B und C sowie gegen HIV. "500 Millionen Menschen leiden weltweit an diesen Krankheiten", sagt Karl Lang. "Und bislang gibt es keine Chancen auf tatsächliche Heilung."

Wichtige Substanzen der Leber zu ermitteln, sei bei der Arbeit — die nach eigenen Angaben viel Geduld erfordert — von großer Bedeutung. So konnte der Ältere bereits nachweisen, dass die genetische Ausstattung der Leberzellen eines Menschen den Verlauf einer Erkrankung an Hepatitis B und C beeinflusst. Welche Art von Hepatitis-Viren wiederum die Bildung von Antikörpern bedingt, die effektiv das Virus bekämpfen und nicht den eigenen Körper, untersucht hingegen Philipp Lang.

Karl und Philipp haben aber nicht nur gleiche Ziele, sondern in der Tat eine gemeinsame Leibspeise: Es sind nicht russische Blinis — dafür ungarisches Geschnetzeltes. "Aber nur von Mama", sind sich die Lang-Brüder einig.

(RP)
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