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Stadtteil-Führungen Wo Heinrich Heine einst Prügel bezog

Carlstadt · Christel Johannhörster taucht für Interessierte ein in die lange Historie von Maxhaus und Maxkirche. Die Geschichte begann 1661 mit einem Franziskanerkloster.

 Christel Johannhörster (r.) führt die Teilnehmer durch den Gewölbekeller.

Christel Johannhörster (r.) führt die Teilnehmer durch den Gewölbekeller.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Richtig glücklich war Christian Johann Heinrich Heine in seiner Zeit auf der städtischen Grundschule wohl nicht. Düsseldorfs berühmtester Literat ging ab 1804 für mehrere Jahre an der heutigen Schulstraße in die heutige Max-Schule. Dort erhielt er, wie Heine in seinem Buch „Le Grand“ schreibt, wegen mehrere patziger Antworten Prügel. Auch diese Episode der nach aktuellem Standard unzulässigen Erziehungsmethoden war Gegenstand der Erklärungen von Christel Johannhörster.

Sie ist im katholischen Stadthaus ehrenamtlich tätig und führt regelmäßig Gruppen durch Maxhaus, -kirche sowie -schule und beleuchtet die Historie. Aktuell selbstverständlich in pandemiekonformer Weise. So ist „AHA“ (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) vorgegeben, und falls mal eine Maske verrutschte, wurde auf den korrekten Sitz vor Mund und Nase hingewiesen.

Dass dies mehr als einmal passierte, war verständlich, wurde doch etwa im Antoniussaal der Kopf minutenlang in den Nacken gelegt, um die Decke zu bestaunen. „Der Antoniussaal ist der ehemalige Speisesaal des 1661 fertiggestellten Franziskanerklosters mit einer der schönsten Stuckdecken nördlich der Alpen“, betont Johannhörster. „In Zeiten von Heine war der Antoniussaal die Turnhalle der Schule.“

Was sich inzwischen zu einem zentralen Veranstaltungsort der städtischen Kultur- und Gesellschaftszene entwickelt hat, war in den Anfängen eher unbeliebt. „1648, drei Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges, schenkte Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Franziskanern das Grundstück auf der alten Bastion“, erläutert Johannhörster. „Die damals knapp 5000 Düsseldorfer waren wenig begeistert. Sie hatten andere Sorgen, als sich um einen weiteren Bettelorden zu kümmern, wo es doch bereits mehrere Orden gab. Aber die Franziskaner predigten so schön, dass die Düsseldorfer schnell begeistert waren.“ Und als die Ordensbrüder während der Pest-Epedimie 1666 bis 1668 immerhin 58 Menschen das Leben retteten, war der Bann endgültig gebrochen. Damals war die Kirche aber noch dem Heiligen Antonius gewidmet.

Kirche und Kloster waren schnell baufällig, waren sie doch auf angeschüttetem Grund gebaut. 1737 wurden Kloster und Kirche saniert und erweitert. Da war die Umbenennung bereits von Antonius auf Maximilian erfolgt. Zu Ehren von Maximilian Joseph von Bayern, der sich als Herzog von Berg im Zuge der Säkularisation (1803) weigerte die Antonius-Kirche zu zerstören, wurde sie in Maximilians Kirche umgetauft. Gut, dass es damals bereits zwei Heilige Maximilians gab.

Zwischenzeitlich wurde hier Bier gebraut, Schüler unterrichtet, sakrale Kunst gelagert – und es wohnten Menschen hier. So wurde Franz Grashof (Mitgründer des Vereins Deutscher Ingenieure) hier geboren, und Pastor Jääsch (Gefängnispfarrer und Stadtoriginal) lebte im Maxhaus. Immer ging es musikalisch zu. Unter anderem Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann wirkten an der Max. Der renommierte Maxchor zählt heute zu den größten katholischen Kirchenchören Deutschlands.

Und preisgekrönt ist das „Max“ auch. Seit 1999 laufen Bemühungen, aus dem ehemaligen Klostergebäude ein katholisches Stadthaus zu entwickeln. Die Umbaumaßnahmen dauern länger als erwartet, da archäologische Funde den Baufortgang verzögern. Es wurden alte Grundmauern entdeckt, Gebeine der vor Jahrhunderten auf dem Klostergelände bestatteten Franziskaner müssen geborgen und würdig beigesetzt werden. Der Umbau und damit die gelungene Integration moderner Elemente in die historische Bausubstanz wurde jedenfalls vom Bund Deutscher Architekten, der NRW-Architektenkammer und vom Architekten- und Ingenieurverein Düsseldorf ausgezeichnet.

Info Wer mehr wissen möchte über Maxhaus und Maxkirche kann am 6. Oktober um 18 Uhr an der nächsten Führung teilnehmen.

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