Geschlechterfrage in Mönchengladbach Lange Debatte um Straßennamen für Frauen

Mönchengladbach · In Bettrath sollen nicht wie von der Verwaltung empfohlen drei Frauen, sondern auch ein Mann auf Straßenschildern geehrt werden. Die Bezirksvertretung Ost folgte damit dem Vorschlag der CDU.

 Das Baugebiet Bettrath zwischen Bockersend, Hansastraße und Hovener Straße. Dort wurden jetzt neue Straßen benannt.

Das Baugebiet Bettrath zwischen Bockersend, Hansastraße und Hovener Straße. Dort wurden jetzt neue Straßen benannt.

Foto: Thomas Grulke

Die drei neuen Straßen im Kostenpflichtiger Inhalt Neubaugebiet in Bettrath-Hoven werden nach verdienten Bettrather Bürgern benannt. Allerdings setzten sich in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost nicht alle drei Vorschläge der Verwaltung durch. In einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen und Mitglieder der Bezirksvertretung entschieden sich die Politiker einstimmig, die neuen Straßen Maria-Scheulen-Weg, Veronika-Hermanns-Ring und Johann-Dohr-Straße zu benennen. Die Verwaltung hatte ursprünglich drei Frauennamen vorgeschlagen und Kostenpflichtiger Inhalt wollte damit explizit das Wirken von drei Frauen im Stadtteil würdigen. Doch der Margaretha-Goebels-Ring setzte sich nicht durch. Die CDU schlug abweichend davon vor, Johann Dohr mit einem Straßennamen zu ehren, also ein Mann und zwei Frauen. Das sorgte für eine lange Debatte in der Bezirksvertretung.

Bei Johann Dohr handelt es sich um einen Vorschlag der Neuwerker Heimatfreunde. Dohr war ein Bettrather Landwirt, der 1872 sein gesamtes Vermögen in Höhe von 29.568 Talern für den Bau der Pfarrkirche in Bettrath hinterließ. Dies sei der Grundstein für die heutige Herz-Jesu-Kirche, „das Wahrzeichen des Ortes“, wie der Bettrather CDU-Politiker Robert Baues sagte. Margaretha Goebels hinterließ ihr Vermögen (307 Taler, 20 Silbergroschen und 9 Pfennig) nach ihrem Tod 1831 zum Bau der Volksschule in Bettrath-Hoven.

Dohr sei allerdings eine Persönlichkeit, die für den Stadtteil nachhaltige Geschichte geschrieben habe und damit identitätsstiftend gewesen sei, sagte Baues. Dass in der Stadt nur wenige Straßen nach Frauen benannt sind, reiche nicht dazu aus, Dohr nicht durch eine Straßenbenennung in Erinnerung zu halten, nur weil er ein Mann war. Die CDU verwies darauf, dass sich auch die Neuwerker Heimatfreunde, der Förderverein der Herz-Jesu-Kirche und die beiden Bettrather Bruderschaften für Dohr auf dem Straßenschild einsetzten.

Die Ampel wollte dem entgehen und schlug in einem eigenen Antrag zunächst vor, einen Park in Nachbarschaft der Kirche nach Dohr zu benennen und es bei den drei Frauennamen zu belassen. Das hätte aber die Konsequenz gehabt, dass Dohr nicht im Straßenverzeichnis der Stadt aufgetaucht wäre. „Ein Grünzug wird der Bedeutung der Person in keiner Weise gerecht“, mahnte Baues. CDU-Fraktionssprecher Dieter Breymann  sagte: „Alle vorgeschlagenen Namen haben es verdient. Aber diese Entscheidung wäre nicht im Sinne derer, für die wir hier sitzen.“

In einer Beratungspause ließ sich die Ampel dann auf den CDU-Antrag ein. „Wir unterstützen aus Respekt vor der Bettrather Bevölkerung den Antrag“, sagte SPD-Politikerin Bettina Partmann. Auch die fraktionslosen Mitglieder der Bezirksvertretung schlossen sich dem an.

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