Düsseldorf Düsseldorf hat eine Kämmerin aus Köln

Düsseldorf · Mit klarer Mehrheit hat der Rat für Dorothée Schneider (SPD) als neue Beigeordnete gestimmt.

 Dorothée Schneider (SPD) nach ihrer Wahl zur Düsseldorfer Beigeordneten, im Hintergrund (Mitte) CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt.

Dorothée Schneider (SPD) nach ihrer Wahl zur Düsseldorfer Beigeordneten, im Hintergrund (Mitte) CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt.

Foto: Anne Orthen

Die Erleichterung ist Dorothée Schneider anzusehen: Die 54-Jährige hält ihren Blumenstrauß, lächelt in die Kameras, nimmt die Glückwünsche der Ratsmitglieder entgegen, die für sie im Saal Schlange stehen. Leicht war es nicht für die Sozialdemokratin, die seit drei Jahren im Kölner Rathaus die Kämmerei leitet, die Düsseldorfer Kommunalpolitiker zu überzeugen, dass sie die Richtige ist für die Nachfolge von Kämmerer Manfred Abrahams.

Bei ihrer Vorstellungsrunde in den Fraktionen fiel die Favoritin von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei CDU und FDP durch. Die Liberalen konnte sie einen Tag vor der entscheidenden Sitzung doch noch überzeugen, die Ampel-Mehrheit stand. Dennoch war die Nervosität groß, als eine geheime Abstimmung beantragt wurde. Schneider verfolgte die Live-Übertragung von einem Rathaus-Büro aus. Und dann wurde ihr offizieller Einstand zum Sieg - und zum bitteren Dämpfer für CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt. Der hatte die einmütige Ablehnung seiner Mannschaft ausgerufen, weil Schneider, studierte Architektin, für das Amt nicht ausreichend qualifiziert sei. Nach der Abstimmung stand fest: Mindestens eine Ja-Stimme und fünf Enthaltungen gab es bei den Christdemokraten. Vielleicht hatten auch sechs mit Ja gestimmt, denn Linke und AfD hatten ihre Enthaltungen angekündigt.

Jedenfalls fiel der Zuspruch für Schneider mit 64 Prozent deutlich höher aus als gedacht. Dafür gab's zwei Wangenküsschen von Rathaus-Chef Geisel. Dessen Kölner Amtskollege Jürgen Roters (SPD), der bei der OB-Wahl nicht wieder antritt, schätzt Schneider als Vertraute: Bevor sie in die Kämmerei wechselte, leitete sie in seinem Büro den Referentenstab. Aus der Kölner Politik ist zu hören, Schneider habe dort über Parteigrenzen hinweg Vertrauen genossen. Sie sei als Kämmereileiterin "nett, aber hart in der Sache" aufgetreten und für einen ausgeglichenen Haushalt eingetreten. "Sie ist keine zum Schulden machen", heißt es. Mit ihrer Chefin, Kämmerin Gabriele Klug (Grüne), soll es aber nicht immer harmonisch gewesen sein. Die Domstadt ist hoch verschuldet, hat ein jährliches Defizit von 240 Millionen Euro. Nun ist Schneider gespannt darauf, "was anders ist in Düsseldorf". Es sei ein Startvorteil, dass ihr Vorgänger ihr einen ausgeglichenen Haushalt hinterlasse. Erhalt der Schuldenfreiheit? "Ich bin zuversichtlich, dass ich diese hohe Hürde nehmen kann", sagt die hochgewachsene Frau, die in Stadtplanung, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und einem Forschungsprojekt zur nachhaltigen Finanzpolitik gearbeitet hat.

Als Architektin habe sie die "starke analytische Fähigkeit, auch mit Abstraktem umzugehen". Ihren Wohnsitz im Kölner Norden will sie vorerst behalten. Immerhin ist ihr Mann gebürtiger Düsseldorfer. Ihr wichtigstes Ziel: "Ein wertschätzender Umgang und erfolgreiches Ringen um die beste Lösung." Gerne auch mit der CDU.

Außerdem wurde im Stadtrat Helga Stulgies (Grüne) als Umweltdezernentin wiedergewählt und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche (SPD) zum Stadtdirektor bestellt.

(RP)
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