Düsseldorf Café-Betreiber fühlt sich allein gelassen

Düsseldorf · Seit mehr als 50 Jahren betreibt Familie Ahrens das Café im Nordpark. Im Pachtvertrag steht, dass der Hausherr - die Stadt - für die Erhaltung des Lokals zuständig ist. Doch passiert ist schon seit Jahren nichts mehr in dem Betrieb.

 Die Holzlatten an der Außenfassade sind morsch und brüchig. Inhaber Bernd Ahrens wünscht sich mehr Einsatz von der Stadt.

Die Holzlatten an der Außenfassade sind morsch und brüchig. Inhaber Bernd Ahrens wünscht sich mehr Einsatz von der Stadt.

Foto: andreas bretz

Am 1. April 1960 eröffneten Bernd Ahrens' Eltern das Café im Nordpark. Eine kleine Milch-Gaststätte ist das Café damals gewesen, mit den klassischen Milch-Mixdrinks - Schokolade, Erdbeere, Vanille. Für das Glas pure Milch zahlten die Gäste 27 Pfennig, "plus drei Pfennig für die Bedienung", sagt Bernd Ahrens, der Chef des Cafés. Irgendwann erweiterten die Eltern die Karte, wollten eine kleine Küche anbieten: Sülze und Eisbein aus der Konserve. Bernd Ahrens rümpft die Nase, "ich bin gelernter Gastronom", sagt er.

Nicht nur das Menü hat sich verändert seit den 1960ern, auch das Café. Viel angebaut haben die Ahrens, vor allem aber ist das Haus in die Jahre gekommen, findet Bernd Ahrens. Der vordere Teil der Gaststätte, in dem die Eltern das Café eröffneten, hat noch immer die gleichen Fenster. Einfach verglast, "im Winter, wenn es richtig kalt ist, gehen uns die Gäste laufen". Außerdem wirkt sich die schlechte Isolierung auf die Heizkosten aus. Dabei stehe im Pachtvertrag, dass die Stadt als Hausherr für die Erhaltung des Lokals zuständig sei. Die Fassade ist morsch, das Holz fault. "Sicher müssten die Leisten alle drei Jahre gestrichen werden", sagt der Chef. Gestrichen wurde das letzte Mal vor 15 Jahren. Der PVC-Boden wurde ersetzt durch einen Teppich-Boden. Ende der 1980er, als der Aquazoo eröffnete. "Das darf man eigentlich keinem sagen", meint Bernd Ahrens. Das sei nicht mehr zeitgemäß, der Teppich wenig einladend. Fleckig ist er und ausgeblichen, an manchen Stellen wellt er sich. "Es gab schon Gäste, die wegen des Bodens nicht bei uns gefeiert haben." Dabei versucht Bernd Ahrens alles, damit das Café attraktiv bleibt, tapeziert hat er schon mehrfach selbst, die kleinen Bistro-Tische und Stühle hat er mit viel Sorgfalt ausgesucht. "Wir haben das Gefühl, die Stadt behandelt uns wie Stiefkinder", sagt Ahrens. Wenn die Gastronomien demnächst mit einem Ampel-System bewertet werden, "dann werden wir hier Probleme bekommen".

2016 hat die Stadt eine Bestandsaufnahme gemacht vom Café, ein Abriss würde teurer ausfallen als die Kernsanierung. Die Summen sind hoch, genaue Zahlen will Bernd Ahrens nicht nennen. Ein Kaufangebot gab es anschließend von der Stadt als Eigentümer für das Gebäude, für das Grundstück müsste Ahrens Erbpacht bezahlen. "Das Angebot ist jenseits von Gut und Böse", sagt er. Würde die Stadt ein bisschen investieren, würde Ahrens vielleicht sogar über den Kauf nachdenken. Obwohl der Umsatz seit der Aquazoo-Schließung um 30 Prozent zurückgegangen ist. Mehrfach hat Bernd Ahrens einen Antrag auf Pachtermäßigung gestellt, jedes Mal ist die Bitte abgelehnt worden. "Im Winter sitzen wir hier manchmal zu zweit und können Karten spielen", sagt er. Von der Stadt gab es auf Anfrage unserer Redaktion keine Auskunft.

72 Jahre ist Bernd Ahrens nun alt, sechs Tage in der Woche ist er von März bis Dezember im Nordpark. Im Januar und Februar schließt das Café montags und dienstags. "Wenn es brennt, bin ich auch am siebten Tag hier", sagt er. Viel Engagement und Arbeit hat die Familie in das Café gesteckt seit der Eröffnung, "wir haben immer pünktlich unsere Miete bezahlt, waren nie im Rückstand", sagt Ahrens. Als der Gesellschaftsraum in den 1980ern angebaut wurde, ging Bernd Ahrens sogar in Vorkasse für die Stadt. "Zum Glück hat meine Lebensgefährtin viel Verständnis für das, was ich mache", sagt der Gastronom, der eigentlich gerne ein bisschen mehr Zeit hätte fürs Golfen. Vor einigen Jahren hat er angefangen damit, eine Handvoll Tage hat er seitdem auf dem Grün verbringen können. Sein Handicap liegt bei 43, "das schlechteste ist 56". Er würde gerne besser werden, aber da ist immer diese Arbeit. Und trotzdem hält sie irgendwie fit, wer steht schon mit 72 noch im eigenen Café. Seine Mutter lebt auch noch, Henriette Ahrens ist 102.

(RP)
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