Düsseldorf Brücke der Stadtfestung entdeckt

Düsseldorf · Bei den Bauarbeiten im Bereich der Tunnelausfahrt des Kö-Bogens im Bereich der Elberfelder Straße haben Archäologen anspruchsvoll gestaltete Reste einer Brücke gefunden, die zum ehemaligen Flinger Tor führte. Wahrscheinlich bleibt das Bauwerk nach seiner Vermessung im Erdreich.

Als Residenzstadt sollte sich Düsseldorf von anderen Städten abheben – allein schon durch eine repräsentative Architektur auch von Zweckbauten. Diese Schlussfolgerung lässt der Fund einer Brücke zu, die Anfang des 18. Jahrhunderts das Flinger Tor mit dem vorgelagerten Bollwerk, dem Ravelin, verband. Große Teile dieser Brücke haben Archäologen auf der Fläche der zukünftigen Tunnelausfahrt auf der Elberfelder Straße an der Einmündung zur Heinrich-Heine-Allee freigelegt. Nach der Vermessung und dem herstellen dreidimensionaler Scan-Bilder sind die brückenteile schon wieder zugeschüttet. Sie wurden zum Schutz in sogenanntem flüssigen Boden eingebettet.

"Bemerkenswert sind die großen Schlusssteine, die aus statischen Gründen in die Bögen aus Ziegelmauerwerk eingesetzt wurden. Sie können als besonderer Schmuck gewertet werden", erklärt Iris Reuter. Sie leitet für die Firma Urban und Partner die Ausgrabungsarbeiten im Bereich des Kö-Bogens.

Dass im Erdreich Teile einer Brücke schlummerten, hatten die Archäologen nicht ausgeschlossen. Denn schon bei den Kanalarbeiten neben dem Tunnel waren sie im April vergangenen Jahres auf Brückenpfeiler mit Rundbögen gestoßen. "Sie gehörten zum Mittelteil der Brücke, jetzt haben wir die Außenmauer freigelegt", sagt Reuter.

Die Brücke überspannte einen tiefen Graben, der die eigentliche Stadtmauer mit dem Flinger Tor von dem Ravelin, einem vorgelagerten Schutzbollwerk, trennte. Damit der Graben in Friedenszeiten zum Stadttor hin überquert werden konnte, wurde eine Brücke gebaut. "Es war davon auszugehen, dass sie aus Holz gebaut wurde, damit sie bei feindlichen Angriffen leicht abgebaut werden konnte", erklärt die Grabungsleiterin Iris Reuter. Die massive Bauweise mit Ziegeln sei ungewöhnlich. Aber die Funde passen zu den bekannten Plänen der Festungsstadt Düsseldorf.

Rätselhaft dagegen ist es, dass im Bereich der Baustelle Elberfelder Straße keine Spuren von dem Ravelin gefunden wurden. "Es gibt keine Mauerreste, keine Steine, selbst Mulden sind nicht entdeckt worden", berichtet Reuter. Von der Kontergarde dagegen, die ihrerseits dem Ravelin vorgelagert war, hatten die Archäologen ein meterlanges Mauerstück mit einer besonders befestigten Spitze freigelegt. Es wurde geborgen, ist zwischengelagert und soll später in einem Schauraum im Bereich des U-Bahn-Bahnhofs gezeigt werden.

Reuter hält es für ausgeschlossen, dass beim Schleifen der Mauern – die Mauern mussten Anfang des 19. Jahrhunderts nach dem Friedensschluss von Lunéville, bei dem frankreich das Rheinland zugesprochen wurde, niedergelegt werden – alle Steine fortgeschafft wurden. So bleibt die theoretische Annahme, dass das Ravelin nicht mit Steinen befestigt wurde, sondern nur mit Grassoden. Solche Beispiele gebe es im Festungsbau, berichtet Reuter. Wenn das auch in Düsseldorf der Fall gewesen ist, liege es auf der Hand, dass sich im Untergrund keine Spuren mehr finden.

(RP)
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