Düsseldorfer nach Glasgow 24-Jähriger bei Wohnungslosen-WM

Düsseldorf · Ein wenig übermüdet wirkt Nikolas Möbius, als er von seiner Einberufung in das deutsche Fußball-Nationalteam wohnungsloser Menschen berichtet. In der Nacht ist er aus dem Trainingslager in Breslau zurückgekehrt.

 Nikolas Möbius fährt mit dem deutschen Team zur Wohnungslosen-Weltmeisterschaft.

Nikolas Möbius fährt mit dem deutschen Team zur Wohnungslosen-Weltmeisterschaft.

Foto: Andreas Bretz

Als er seine Ausbildung zum Gartenwerker begonnen hatte, habe er keine Zeit mehr für sein Hobby gehabt, erzählt Nikolas Möbius. Stattdessen habe er sich mit falschen Freunden abgegeben. Der Konsum von Cannabis habe ihn aus der Bahn geworfen. Probleme mit seinen Eltern führten dazu, dass er drei Tage auf der Straße lebte, bevor er ins Friedrich-Naumann-Haus der Diakonie in Niederkassel kam. Dort wohnt er seit knapp einem Jahr. "Ohne das Haus hätte ich das nicht geschafft." Sport spielt in der Einrichtung eine große Rolle. Er soll die sozialen Kompetenzen der jungen Männer trainieren, berichtet Norbert Runde, der Fußball-Trainer des Friedrich-Naumann Hauses. Zweimal die Woche trainieren die Bewohner. Sie nehmen auch an Turnieren für Wohnungslose teil. Bei einem solchen Wettkampf in Wiesbaden entdeckte Nationaltrainer Jiri Pacourek den 24-Jährigen.

Nun steht Möbius vor einer besonderen Herausforderung: Er fährt mit zu dem von UNO und UEFA unterstützten und vom International Network of Street Papers (INSP) ausgerichteten Straßenfußball-Turnier, das seit 2003 jährlich ausgetragen wird und diesmal im schottischen Glasgow stattfindet.

Möbius konnte erst gar nicht an seine Nominierung glauben. "Da waren Leute dabei, die konditionell und fußballerisch echt gut drauf waren", erzählt der Fortuna-Fan. Speziell an seiner Kondition möchte der Stürmer in den letzten Tagen vor dem Beginn am 10. Juli noch arbeiten. "Ich war früher viel schneller", sagt Möbius. Nach dem Turnier möchte der Stürmer sein Leben wieder auf die "Reihe bekommen". Er hofft auf eine Arbeit im Freien. "Ein Bürojob wäre nichts für mich. Ich brauche viel Auslauf", grinst er.

(RP)
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