Dinslaken Mahnen mit Bronze und Stein

Dinslaken · Erinnerungsstätten für jüdische Bürger will der Künstler Alfred Grimm in der Dinslakener Innenstadt schaffen. Geplant sind Plastiken aus Stein und Bronze. Die ersten vier will er auf der Neu- und Duisburgerstraße aufstellen.

 In seinem Atelier präsentierte Alfred Grimm gestern die

In seinem Atelier präsentierte Alfred Grimm gestern die

Foto: martin Büttner

Erinnerungsarbeit kann mehr sein als Dokumentation. Alfred Grimm versteht seine Mahnsteine als "lebendige und sinnlich wahrnehmbare Plastiken". Sie sollen Auskunft geben über den Wohnbereich jüdischer Bürger in Dinslaken und zugleich über den Beruf informieren, den diese Menschen ausgeübt haben, bevor sie von den Nazis vertrieben und ermordet wurden. Die Kosten pro Mahnsteinensemble belaufen sich auf 7500 Euro. Darin enthalten sind der Kauf der Steine, der Bronzeguss, Transport und Honorar. Finanziert werden die Gedenkstätten über Spenden und Sponsoren, die Stadt gibt kein Geld. "Die Anschubfinanzierung für zwei Mahnsteine steht", sagte Alfred Grimm gestern im Pressegespräch.

In Ruhe betrachten

Jedes Kunstwerk besteht aus einem dreiteiligen Ensemble aus Basaltsteinen, von denen der mittlere als Bronzeplastik gestaltet wird. Die beiden flankierenden Steine dienen als Sitzgelegenheiten, von denen aus der Betrachter das Werk mit seinen bildlichen und textlichen Aussagen auf sich wirken lassen kann. Alfred Grimm arbeitet nicht abstrakt. Wie schon beim Jüdischen Mahnmal im Stadtpark und der "Baustelle" vor den Stadtwerken kommt es ihm darauf an, dass die Mahnsteine ihre Botschaften anschaulich transportieren.

Anschubfinanzierung steht

Der für Hermann Eichengrün, der an der Duisburger Straße 8, gegenüber der Stadtbücherei, ein Hutgeschäft betrieben hat, zeigt einen in Bronze gegossenen Hut und ebensolche Handschuhe. In die Plastik für den Installateur Julius Isaacson, der sein Geschäft an der Eppinghovener Straße 4 hatte, hat Grimm Wasserhahn und Abflussrohr eingearbeitet. Jeder Mahnstein erhält neben diesen "plastischen Durchformungen", wie es der Künstler nennt, eine Bronzetafel mit Angaben zum Lebenslauf desjenigen, an den erinnert wird. Geplant sind zunächst vier Gedenksteine, die bis 2013 auf der Neu- und Duisburger Straße aufgestellt werden sollen. 2013 ist auch für Dinslaken ein besonderes: Hitlers Machtübernahme jährt sich zum 80. Mal, die Reichspogromnacht zum 75. Mal. Hinzu kommt, dass das Mahnmal im Stadtpark, das Alfred Grimm zur Erinnerung an das Schicksal der von den Nazis vertriebenen Juden geschaffen hat, vor 20 Jahren eingeweiht wurde. Diese Gedenktage waren es auch, die Gisela Marzin (Stadtarchiv) und Dr. Peter Theißen (Museum Voswinckelshof) bereits 2007 auf die Idee brachten, vor Wohnhäusern in der Dinslakener Innenstadt "plastische Gedenkstätten zu jüdischem Leben" zu errichten. Das Projekt wurde damals nicht weiter verfolgt.

Neuer Anlauf

Anfang dieses Jahres gab Alfred Grimm einen neuen Anstoß, konkretisierte das Ganze mit Skizzen und Details zu Planung und Aufbau — und hatte Erfolg. Rat und Verwaltung der Stadt Dinslaken sind im Rahmen des Projekts "Wider das Vergessen", der auf das Gedenkjahr 2013 hinarbeitet, in das Vorhaben eingebunden. Die beiden christlichen Kirchen, die schon 1993 dafür gesorgt haben, das Mahnmal zu verwirklichen, unterstützen jetzt auch die Mahnsteine. Der Ausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die jüdische Gemeinde Oberhausen/Duisburg beteiligen sich an dem Vorhaben. Der Kulturkreis Dinslaken wird das Projekt vertraglich abwickeln.

(RP/jt)
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