Hünxe Israel: Otto und Hulda Pankok sind "Gerechte"

Hünxe · Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat den Maler, Graphiker und Bildhauer und seine Ehefrau mit einem seltenen Preis ausgezeichnet. Nur 500 Deutsche wurden bislang damit geehrt.

 Otto Pankoks Werk ist außergewöhnlich und gewaltig. Der Künstler hat allein 6000 Kohlezeichnungen hinterlassen.

Otto Pankoks Werk ist außergewöhnlich und gewaltig. Der Künstler hat allein 6000 Kohlezeichnungen hinterlassen.

Foto: NN

Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat den Maler, Graphiker und Bildhauer Otto Pankok (1893 - 1966) und seine Ehefrau, die Journalistin Hulda Pankok, geborene Droste, mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Das teilte Felix Pankok, Beiratsmitglied der Otto-Pankok-Stiftung, gestern mit; die Gedenkstätte hatte ihn schriftlich informiert. Yad Vashem liegt in Jerusalem und gilt als bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert.

 Auch Hulda Pankok, geborene Droste, wurde mit dem Titel ausgezeichnet.

Auch Hulda Pankok, geborene Droste, wurde mit dem Titel ausgezeichnet.

Foto: Frauenruhrgeschichte

Otto und Hulda Pankok versteckten 1944 das Ehepaar Mathias und Brunhilde Barz vor der Gestapo in ihrem Haus in Pesch bei Münstereifel. Die Jüdin Brunhilde Barz, geborene Stein, entging so dem Holocaust. Ihr Mann, der Maler Mathias Barz hatte damals – genau wie Otto Pankok – Berufsverbot. Die Nazis bezeichneten die Werke des Expressionisten Pankok als "entartet".

Das Verstecken und Beherbergen des Ehepaars wurde besonders gefährlich, als im Erdgeschoss des Hauses Soldaten einquartiert wurden. In einer Dachkammer hielten sich Mathias und Brunhilde Barz versteckt. Es bestand die akute Gefahr entdeckt zu werden.

Nach dem Versteck bei Hulda und Otto Pankok konnte sich das Ehepaar Barz beim katholischen Pfarrer Joseph Emonds in Kirchheim verstecken. Auch Pfarrer Joseph Emonds wird mit dem Titel "Gerechter unter den Völkern" geehrt.

Mehr als 24 800 Menschen haben diese Ehrung mittlerweile erhalten. Allerdings sind kaum mehr als 500 Deutsche unter den Geehrten. Die in der deutschen Öffentlichkeit bekanntesten sind sicherlich Berthold Beitz und Oskar Schindler.

Die Auszeichnung des Staates Israel geht an Menschen, die selbst keine Juden sind und die Juden vor dem Holocaust gerettet haben. Voraussetzung ist, dass die Helfer keine Gegenleistung verlangten und nachweislich ein persönliches Risiko eingingen.

Otto Pankoks Werk ist gewaltig und außergewöhnlich zugleich. 6000 Kohlezeichnungen, 270 Holzschnitte und 270 Radierungen sowie etliche Lithographien und Bronzen hat der Künstler, der zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts gehört, in seinem Leben geschaffen. Viele davon sind im Haus Esselt in Drevenack entstanden. Jenem Ort, den Pankok mit seiner Familie ab 1958 bewohnte. Dort lebte und arbeite er bis zu seinem Tod 1966. Unzählige Briefe aus den 30er und 40er Jahren spiegeln das Wirken, Denken und den Einsatz des Künstlers für verfolgte Roma, Sinti und Juden wider. Sie werfen Schlaglichter auf einen von den Nazis mit Arbeitsverbot belegten Künstler, der immer für die Freiheit des Wortes, der Schrift und des Glaubens gekämpft hat.

(RP)
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