Jom haScho’a Erinnerung an die Neusser Opfer des Holocaust
Neuss · Die Stadt, die jüdische Gemeinde Düsseldorf/Neuss und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Neuss gedenken der im Holocaust ermordeten Neusser Juden in einem Video.
Als die Juden noch als Neusser Bürger in den Zwanziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihr Passahfest feierten, wusste jeder Neusser um die Bedeutung dieses religiösen Festes. Heute feiern die Neusser Juden die Pessach, die an den Auszug aus Ägypten erinnert (2. Buch Mose), meist im Verborgenen, in diesem Jahr vom 27. März bis zum 4. April. Diese „Enthaltsamkeit“ ist auch mit der Neusser Geschichte verbunden, denn mindestens 204 Neusser Juden fielen dem Holocaust zum Opfer. Daran erinnert seit 1951 die in Israel als nationaler Feiertag begangene Jom haScho’a. Auch in Neuss wird seit einigen Jahren daran erinnert, indem die Namen der bekannten Neusser Opfer verlesen werden.
Am Donnerstag fand dieses Gedenken am Holocaust-Mahnmal gegenüber der alten Synagoge statt, wegen der andauernden Corona-Pandemie nun schon zum zweiten Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dennoch gaben dem Gedenken Bürgermeister Reiner Breuer, Bert Römgens von der jüdischen Gemeinde Neuss/Düsseldorf und Dorothea Gravemann sowie Angelika Quiring-Perl von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Neuss einen sehr würdigen Rahmen. Vor dem Monolith mit den Namen der 204 entrechteten, deportierten und ermordeten Neusser Juden verlasen sie alle Namen, die zudem in ein Video eingeblendet wurden (www.neuss.de).
Das Mahnmal, vom Bildhauer Ulrich Rückriem geschaffen, gegenüber der 1867 eingeweihten und am 9. November 1938 von SA-Schergen – unter ihnen viele Neusser Bürger – zerstörten Synagoge schmückten sechs Kerzen in Erinnerung an die sechs Millionen Opfer des Holocaust. „Die öffentliche Verlesung der Namen“, sagt Bürgermeister Reiner Breuer, „soll den Entrechteten einen Teil ihrer Identität zurückgeben, denn jeder Mensch hat einen Namen.“
Der Trauertag Jom haScho’a fällt nach dem jüdischen Kalender regelmäßig auf den 27. Nisan (9. April). Weil dieser aber in diesem Jahr auf den Schabbat gefallen wäre, wurde der Trauertag auf den Donnerstag vorgezogen. Die zentralen Gedenkfeiern fanden Donnerstag in der Jerusalemer Stätte Yad Vashem statt. Menschen aus aller Welt reichten Namen von „wiederentdeckten“ Holocaust-Opfern ein, die während der Zeremonie am Nachmittag verlesen wurden. Wer die internationale Gedenkstätte betritt, liest zuerst: „Das Gedenken an die Vergangenheit ist die Gestaltung der Zukunft.“