Moers/Neukirchen-Vluyn Prozessauftakt im Mordfall Kahlen

Moers/Neukirchen-Vluyn · Die beiden Angeklagten streiten die Tat ab und beschuldigen sich gegenseitig, den Mord am Neukirchen-Vluyner Dieter Kahlen begangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, aus Habgier heimtückisch getötet zu haben.

 Die Angeklagten Sebastian K. (4. v.l.) und Emeric K. (3. v.r) neben den Verteidigern Hülya Karaman (2.v.l.) und Olaf Heuvens (r.) im Moerser Amtsgericht.

Die Angeklagten Sebastian K. (4. v.l.) und Emeric K. (3. v.r) neben den Verteidigern Hülya Karaman (2.v.l.) und Olaf Heuvens (r.) im Moerser Amtsgericht.

Foto: Klaus Dieker

Wegen Mordes an dem Neukirchen-Vluyner Musiker Dieter K. müssen sich seit gestern zwei junge Männer aus Rumänien vor der auswärtigen großen Strafkammer in Moers verantworten. Der 55-Jährige war im Oktober 2012 in seinem Schlafzimmer in Neukirchen-Vluyn mit einem Messerstich getötet worden. Die mutmaßlichen Täter stritten gestern ab, den schlafenden Mann ermordet zu haben. Beide behaupteten, der andere habe die Tat begangen. Die Staatsanwältin wirft ihnen vor, gemeinsam aus Habgier heimtückisch getötet zu haben, um eine andere Straftat zu verdecken.

Unter Ausnutzung der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers im Schlaf hätten sie ihm zunächst mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen und danach ein Messer in den Körper gerammt. Dann flohen sie mit Auto, Geld und Wertsachen des Getöteten. Am Vortag hatten sie seine Hilfsbereitschaft in Anspruch genommen, um nicht unter freiem Himmel übernachten zu müssen.

Für die Zeit bis zur Rückreise nach Rumänien hatten die Männer nämlich keine Unterkunft. Der Grund: Einen Tag zuvor hatten die beiden einen Bauernhof in der Nähe illegal renovieren wollen, wurden aber um ihren Lohn geprellt, weshalb sie kein Geld mehr hatten. Da der 22-jährige Sebastian K. das Opfer aus einem Saunaclub kannte, habe er ihn angerufen und um Hilfe gebeteten, sagte er.

Der Neukirchen-Vluyner hatte die Angeklagten umgehend aus Düsseldorf abgeholt, ihnen Schlafplatz und Lebensmittel bereitgestellt. Sogar Zigaretten kaufte er. Emeric K. gilt mit 20 Jahren noch als Heranwachsender. Für ihn war ein Vertreter der Jugendgerichtshilfe während der Verhandlung anwesend. Er habe am Abend Alkohol in der Wohnung des Opfers getrunken. Dann sei er auf dem Sofa eingeschlafen und erinnere sich an nichts mehr. Erst als er neben dem Mitangeklagten im Auto saß, sei er wieder aufgewacht. Auf die Frage, was passiert sei, habe der 22-Jährige geantwortet: "Ich habe ihn getötet."

Auch der zweite Angeklagte Sebastian K. dementierte die Vorwürfe vehement: "Ich bin angeklagt für Taten, die ich nicht begangen habe", ließ er durch seinen Übersetzer mitteilen. Dieter sei ein Freund gewesen, den er bei seinem Job als Reinigungsfachkraft in einem Saunaclub in Willich kennenlernte. Ihn habe er auch angerufen, als er einige Tage Wartezeit bis zur Rückreise nach Rumänien überbrücken musste. In der Tat-Nacht sei er von dem Mitangeklagten geweckt worden, der habe gerufen: "Steh auf, wir müssen weg!" Dann habe er gesagt, er habe ihn "liquidiert".

Beide waren sich dann einig, mit dem Auto des Getöteten wegzufahren, was sie später bei einem Schrotthändler in Rumänien zunächst los wurden. Der habe später allerdings angerufen, sie sollten den Wagen wieder abholen, weil es gestohlen sein könnte. Wenige Tage später wurden die Männer in ihrer Heimat festgenommen. Sebastian K. hatte schon mehrfach in Deutschland gearbeitet, meist in Saunaclubs. Hier verdiene er viel besser als zu Hause, gab er an. Emeric K. sagte, auch er sei aus finanziellen Gründen nach Deutschland gekommen. Als gelernter Elektrotechniker verdiene er in Rumänien nicht genug.

(RP/rl)
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