Kamp-Lintfort Josefschule: Jahrgänge werden bald gemischt

Kamp-Lintfort · Die katholische Josefschule geht ab dem kommenden Schuljahr neue pädagogische Wege. Zukünftig lernen Josefschüler der ersten und zweiten Jahrgänge gemeinsam in jahrgangsgemischten Klassen.

 Die Josefschüler sollen ab dem nächsten Schuljahr "Flex-Klassen" besuchen. Flex steht für flexible Schuleingangsphase.

Die Josefschüler sollen ab dem nächsten Schuljahr "Flex-Klassen" besuchen. Flex steht für flexible Schuleingangsphase.

Foto: Nadine Schubert

Die Josefschule wagt den Neuanfang. Und das hat einen Grund: "Jedes Kind ist einmalig und bringt andere Voraussetzungen mit. Ein Kind begreift schneller, ein anderes erfasst Lerninhalte langsamer und braucht mehr Wiederholungen und Übungen", teilt Nadine Schubert von der Josefschule in einer Pressemitteilung mit.

Bislang seien die Grundschulklassen immer entsprechend ihres Geburtenjahrgangs zusammengesetzt worden. "Zu Schulbeginn zeigt sich aber eine große Heterogenität der Lernvoraussetzungen der Schüler. Während einige bereits lesen und schreiben können, beherrschen andere kaum die deutsche Sprache", so Schubert. Die Lehrerinnen der Josefschule hätten vor der Frage gestanden, welches Konzept diesen unterschiedlichen Kindern gerecht werde, und sich dann mit dem Thema "Jahrgangsmischung" befasst. Die Lösung stelle ein Umdenken dar. Anstatt weiterhin mit altershomogenen Gruppen zu arbeiten, wie es das System der Jahrgangsklasse vorsieht, will die Josefschule ab dem Schuljahr 2013/2014 die Jahrgangsmischung anbieten.

Während in einer Jahrgangsklasse die Schüler vom Lehrer aufgrund der Altershomogenität meist im Gleichschritt unterrichtet würden, werde in einer jahrgangsübergreifenden Klasse im Gegensatz dazu die Verschiedenheit der Kinder berücksichtigt. Sie ergebe sich aus der Unterschiedlichkeit des Einschulungszeitpunkts sowie der körperlichen Entwicklung. Dabei sei die offensichtliche Verschiedenheit der Schüler unterschiedlicher Geburtenjahrgänge in einer jahrgangsgemischten Klasse nicht als Hindernis zu sehen, sondern bietet vielmehr eine Chance für eine pädagogische Innovation, teilt die Lehrerin mit.

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hätten sich namhafte Reformpädagogen wie Maria Montessori, Peter Petersen und Berthold Otto mit der Thematik befasst. "Laut Montessori ermöglicht und fördert dieses Zusammenleben von Kindern aus unterschiedlichen Altersjahrgängen unter anderem vielfältige Kooperationen und Interaktionen zwischen den Schülern. Die Rolle des Lehrers wird in der Jahrgangsmischung neu definiert. So ist dieser nicht mehr in erster Linie Wissensvermittler, sondern seine Aufgaben liegen in der Beobachtung, Begleitung und Unterstützung jedes einzelnen Kindes."

Schubert: "Die Schüler sollen miteinander und voneinander lernen. Der Lehrer lenkt den Lernprozess aus dem Hintergrund." Wie soll dies nun konkret an der Josefschule aussehen? Die jetzigen ersten Klassen würden auf drei Klassen aufgeteilt und die zukünftigen Erstklässler würden ergänzt, so dass drei etwa gleich große "Flex-Klassen" entstünden. "Flex" sei die Abkürzung für "flexible Schuleingangsphase" und ein anderer Begriff für "Jahrgangsmischung". In den drei Klassen sollen die Kinder flexibel und an ihre eigenen Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen angepasst lernen. Alle Kinder hätten laut Nadine Schubert gleichermaßen einen Nutzen davon. Kinder, die einen Lerninhalt noch nicht verstanden haben, erhielten genügend Zeit, um diesen zu verinnerlichen.

Begabte Schüler hingegeben erarbeiteten weiterführende Unterrichtsinhalte. Keines dieser Kinder müsse dafür die Klasse wechseln oder "sitzenbleiben". Die Lehrerinnen der Josefschule stecken mitten in den Vorbereitungen des "Neuanfangs". Die Jahrgangsmischung bedeute für alle Beteiligten, Lehrer wie Schüler, zunächst eine Umstellung. Aus Sicht der Schule ist sie ein wichtiger pädagogischer Schritt in die richtige Richtung, um Kindern eine Lernumgebung zu schaffen, in der nicht im Gleichschritt marschiert werde, sondern jeder individuell lernen dürfe und könne.

(RP)
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