NRW-Umweltschützer warnen Insektensterben wird auch Verbraucher belasten

Düsseldorf · Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen warnt, dass das Insektensterben auch starke wirtschaftliche Auswirkungen für Verbraucher haben kann.

 Eine Biene im Klatschmohn

Eine Biene im Klatschmohn

Foto: dpa/Thomas Warnack

Der Landesvorsitzende Holger Sticht verwies am Mittwoch im WDR5-Morgenecho unter anderem auf die Notwendigkeit der Insektenbestäubung für die meisten Obst- und Gemüsesorten auf dem menschlichen Speiseplan. Sollte keine Kehrtwende im Umweltschutz und der Landwirtschaft erreicht werden, würden Betriebe ihre wirtschaftlichen Zusatzkosten letztlich an den Verbraucher weitergeben. Viele Produkte würden dann überteuert.

Mit Blick auf die Vorstellung des sogenannten Insektenatlanten am Mittwoch in Berlin sprach sich Sticht für klare politische Ziele im Umweltschutz und der Agrarpolitik zugunsten der biologischen Vielfalt aus. Der Insektenatlas, der von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit BUND und „Le Monde Diplomatique“ herausgegeben wird, enthält Daten und Fakten über Nütz- und Schädlinge in der Landwirtschaft. Er benennt auch mit Blick auf die 15. Weltnaturschutzkonferenz in China und den Vorsitz Deutschlands im Rat der Europäischen Union in der zweiten Jahreshälfte die dringend notwendigen Schritte zum Schutz der Insekten.

Sticht betonte, dass es den Insekten in Nordrhein-Westfalen besonders schlechtgehe. Etwa die Hälfte aller Insektenarten sei im Rückgang begriffen. Das bereits länger bekannte Phänomen beschleunige sich und umfasse inzwischen auch häufige Arten. Hinzu komme das Phänomen, dass auch die Anzahl der Tiere, also die sogenannte Biomasse, zurückgehe. Stellenweise liege der Rückgang der Biomasse bei bis zu 79 Prozent. „Wir haben da ein richtiges Problem.“

Grund sei in NRW vor allem der „Druck auf die Fläche“, erläuterte der BUND-Landesvorsitzende. Unter anderem durch Bebauung gingen allein zehn Hektar pro Tag verloren. Die verbleibende Fläche erfahre einen zusätzlichen Druck, etwa durch verstärkte landwirtschaftliche Nutzung. Mit Recht forderten Landwirte klare politische Vorgaben ohne ständige Richtungswechsel, räumte Sticht ein. Aber zugleich seien auch die Bauern in der Pflicht, eine Landwirtschaft zu betreiben, die geeignet sei, die biologische Vielfalt zu bewahren. „Es sind eben genau diese Maßnahmen und nicht die konventionelle Landwirtschaft wie bisher, die gefördert werden muss und für die wir als Gesellschaft eintreten.“

Der Umweltexperte widersprach Äußerungen, dass die Datengrundlagen zum Insektensterben teilweise Mängel aufwiesen. „Wir haben gerade in Deutschland, gerade in der EU und in Europa sehr gute Datengrundlagen, eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Studien, die den Insektenrückgang belegen. Es ist Fakt.“ Alle Stichproben kämen zu dem Schluss, dass es einen Insektenrückgang zwischen 40 und 70 Prozent gebe.

(seda/epd)
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