Ex-Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking „Land hätte vermeintlichen Hackerangriff gegen Ex-Ministerin geheim halten sollen“

Aus kriminalistischer Sicht war es falsch, dass die NRW-Landesregierung den vermeintlichen Hacker-Angriff auf Ex-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking schon am Tag nach der Attacke am 16. März bekanntgab. Das sagt der Cybersecurity-Experte Frank Hülsberg unserer Redaktion.

„Wenn wir einen digitalen Angriff vermuten, gehen wir genau andersrum vor als es die Landesregierung in diesem Fall tat“, sagt der Partner der Wirtschaftsprüfungsfirma Warth & Klein Grant Thornton.

Er beschreibt, wie Unternehmen mit solchen Problemen umgehen: „Ein solcher vermuteter Angriff wird extra geheim gehalten. Dann legen wir digitale Lockvögel aus, genannt Honeypots, und können so möglicherweise den Angreifer wegen seiner digitalen Spuren identifizieren bzw. zurückverfolgen. Natürlich werden sensible Daten gleichzeitig gezielt geschützt. Wenn ich dagegen einen vermuteten digitalen Angriff öffentlich anspreche, erschwere ich ja nur das Identifizieren möglicher Täter."

Bekanntermaßen ist das LKA sowieso zu der Auffassung gekommen, dass die Hackerattacke nie stattgefunden hatte. Es hatte am 17. März erklärt, die Ermittlungen übernommen zu haben.

Hülsberg gehört seit Jahren zu den renommiertesten Experten für Datensicherheit und Wirtschaftskriminalität in Deutschland. Er unterstützte in der Vergangenheit etwa den Aufsichtsrat der Deutschen Bahn beim Aufbau eines internen Kontrollsystems, den Telekom-Vorstand bei der Aufdeckung der sogenannten Spitzelaffäre sowie EnBW bei der Offenlegung fragwürdiger Geschäfte unter anderem in Russland.

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