Finanzkrise: Clever reisen mit starkem Euro Diese Reiseziele sind jetzt günstig

Berlin (RPO). Etwas Gutes hat die Finanzkrise: Die wirtschaftlichen Turbulenzen haben die Währungskurse durcheinander gewirbelt. Ein starker Euro verspricht Schnäppchenreisen nach Island, Norwegen, Kanada oder Großbritannien. Jetzt gilt es, schnell zuzuschlagen, denn mit den günstigen Wechselkursen könnte es bald wieder vorbei sein.

Günstige Reiseziele in der Finanzkrise
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Günstige Reiseziele in der Finanzkrise

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Vorgemacht hat es der Dollar: Schon in der vergangenen Sommersaison legten die Reiseziele zu, in denen die US-Währung maßgeblich ist, ermittelten die Marktforscher der GfK in Nürnberg. Das gilt nicht zuletzt für die USA. "Das ist ganz deutlich zu erkennen", sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. "Die Zahl der Touristen ist vor allem wegen des günstigen Kurses gestiegen." Denn was preiswert ist, wird attraktiv. Schließlich muss für Hotelkosten, Shoppen oder Restaurantbesuche sofort weniger bezahlt werden, wenn die Landeswährung schwächelt.

Die US-Währung hat inzwischen wieder aufgeholt: Gab es für einen Euro Anfang 2008 noch 1,47 und im August sogar 1,56 Dollar, liegt der Wert derzeit (19. Januar) "nur" noch bei 1,34. Dafür sind andere Ziele für deutsche Urlauber in den vergangenen Monaten umso reizvoller geworden, vor allem jene, die deutlich unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden hatten - zum Beispiel Island. Der Inselstaat im Nordwesten Europas mit gerade einmal 320.000 Einwohnern stand im Herbst kurz vor dem Bankrott. Banken wurden verstaatlicht, die Regierung musste den Internationalen Währungsfonds um Hilfe in Milliardenhöhe bitten. Und der Kurs der Krone sank ins Bodenlose.

Island: "Alles kostet gefühlte 30 Prozent weniger"

"Die Krone war davor lange unheimlich stark", sagt David Johannsson, Direktor des Isländischen Fremdenverkehrsamtes in Neu-Isenburg bei Frankfurt/Main. "Vor wenigen Jahren gab es für einen Euro 75 Kronen. Anfang 2008 waren es um die 100, Anfang August 123." Zuletzt waren es rund 168. Für deutsche Touristen sei der Island-Urlaub deshalb deutlich günstiger geworden. "Alles kostet gefühlte 30 Prozent weniger", sagt Johannsson. Das mache sich gerade da bemerkbar, wo die Preise vergleichsweise hoch sind: bei Mietwagen und Wein zum Essen im Restaurant zum Beispiel.

Für Touristen, die sonst oft über die hohen Preise vor allem in Reykjavik gestöhnt hatten, ist das Land überraschend günstig geworden. Ob die Zahl der Island-Urlauber langfristig steigt, muss sich laut Johannsson zwar noch zeigen. Aber dass nun auch preisbewusste Touristen Island entdecken und mehr Gäste außerhalb der Hauptsaison im Sommer kommen, könne er sich durchaus vorstellen.

Norwegen: All-you-can-eat für 10 Euro

Ähnlich ist die Entwicklung in Norwegen. Anfang August gab es für einen Euro erst 8,1 Kronen, heute sind es um die 9,45. "Das sind fast 20 Prozent mehr", sagt Christopher Rosenkilde, Geschäftsführer des Norwegischen Fremdenverkehrsamtes in Hamburg. "Ein All-you-can-eat-Angebot bei einer Pizzakette kostet um die 95 Kronen, das sind jetzt nur noch 10 Euro." Egal ob ein Kinobesuch oder die Oslo-Card für den Eintritt in Museen und den öffentlichen Nahverkehr - alles kostet annähernd ein Fünftel weniger.

"Seit Dezember ist die Krone aber wieder stärker geworden", sagt Rosenkilde. Und ein Bier im 0,4-Liter-Glas kostet mit 60 Kronen immer noch rund 6,30 Euro. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass es vor einigen Wochen noch viel mehr war. Rosenkilde geht daher auch nicht davon aus, dass die Touristenzahl sprunghaft nach oben schnellt. "Aber vielleicht kommen einige mehr, weil es bei uns nun günstiger ist und gleichen das Minus aus, das durch die Finanzkrise entsteht."

Auch viele Großbritannien-Fans dürften jahrelang mit den Zähnen geknirscht haben, wenn sie ihre Reise gebucht oder zwischen Cornwall und den schottischen Highlands die Hotelrechnung bezahlt haben. Die Preise waren dort schon deftig, von London ganz zu schweigen. Clubs, Pubs, Kinos, Theater oder die Modeszene - gute Gründe, in die englische Hauptstadt zu reisen, gibt es viele. Doch konnte manchem deutschen Urlauber bei den Kosten schon einmal schwindlig werden. Dann kam die Finanzkrise und ein Absturz der britischen Währung.

London: Shopping macht wieder Spaß

Anfang August gab es für einen Euro erst 0,79 Pfund. Mitte Dezember lag der Kurs von Pfund und Euro ungefähr bei 1:1, zwischenzeitlich war der Euro sogar mehr wert als das Pfund. Chrismas-Shopping in England hat zum ersten Mal auch an der Kasse Spaß gemacht. Inzwischen hat sich die britische Währung etwas erholt: Für einen Euro gibt es derzeit rund 0,90 Pfund.

Vergleichsweise teuer sind immer noch Hotels, durch den günstigeren Wechselkurs lässt sich aber einiges sparen. "Auch der Eintritt zu Sehenswürdigkeiten ist dadurch günstiger als vor einem halben Jahr", sagt Regina Zibell von VisitBritain in Berlin. Einkaufen wird auch dadurch attraktiver, dass die Regierung die Mehrwertsteuer (VAT) von 17,5 auf 15 Prozent gesenkt hat. "London wirbt für sich als neues Shopping-Paradies", so Zibell. "Viele Einzelhändler machen den gesamten Januar und Februar Sales-Aktionen."

Kanada: günstiges Benzin und Bier

Nicht ganz so günstig wie im Nachbarland hat sich der kanadische Dollar (CAD) entwickelt: Anfang August gab es für einen Euro 1,59 CAD. Inzwischen sind es um 1,65. "Immerhin 6 Cent Unterschied", sagt Barbara Ackermann von der Canadian Tourism Commission in Düsseldorf. Wer in Kanada viel mit dem Wohnmobil unterwegs sein will, kann dadurch einiges sparen - zumal der Dollarpreis für Benzin deutlich gesunken ist. Aber auch kleinere Ausgaben sind günstiger geworden: Ein Bier kostet 3,50 CAD (2,10 Euro), ein Busticket 2,50 (1,50 Euro), einmal Sushi essen in Vancouver 15 Dollar (9 Euro).

Städte wie Toronto könnten als Ziel für Shopping-Reisen an Attraktivität gewinnen, sagt Barbara Ackermann. Das liege zum einen am günstigeren Wechselkurs, zum anderen seien manche angesagten Elektronikartikel in Kanada günstiger als anderswo. Ein iPod touch mit acht Gigabyte ist dort schon für 229 CAD (138 Euro) zu haben, in Deutschland rund 80 Euro mehr, so Barbara Ackermann.

(tmn)
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