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Auslieferung von Impfstoffen gestoppt Nebenwirkungen nach Grippeimpfung

Langen/Berlin · Nach der Behandlung mit den Grippeimpfstoffen Begripal und Fluad können Nebenwirkungen auftreten. Mitten in der Grippe-Impfsaison hatten die Behörden die Auslieferung deswegen gestoppt. Experten befürchten nun Versorgungs-Engpässe.

Das sind die Gründe für Arzneimittelengpässe
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Foto: dapd, dapd

Bei den Impfstoffen Begripal und Fluad des Schweizer Herstellers Novartis könnten nach der Impfung Nebenwirkungen auftreten, wenn diese zuvor in der Ampulle ausgeflockt seien, sagte eine Sprecherin der zuständigen Bundesbehörde, des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Das Unternehmen zeigte sich aber von der Sicherheit seiner Produkte überzeugt.

Nach PEI-Angaben sind Ausflockungen in Deutschland bislang nicht beobachtet worden. Auch Meldungen über schwere Unverträglichkeitsreaktionen liegen den Behörden nicht vor. Ärzten wird geraten, die Ampullen vor dem Gebrauch zu schütteln, um die Ausflockungen zu erkennen. Das PEI wurde aktiv, weil in Italien Partikel in Begripal-Ampullen, das dort unter dem Namen Agrippal verkauft wird, entdeckt wurden. Der Vertrieb der Mittel wurde daraufhin - wie auch in der Schweiz - eingestellt. Vorsorglich würden nun auch in Deutschland vier Chargen von Begripal und eine Charge von Fluad vom Markt genommen, teilte das PEI weiter mit.

Gefahr von allergischen Reaktionen

Nach bisher vorliegenden Informationen sind allergische Reaktionen, die in Extremfällen lebensgefährlich werden können, innerhalb weniger Stunden nach der Verabreichung jedoch nicht ausgeschlossen. Über die Möglichkeit späterer Reaktionen war dem PEI nichts bekannt.

Novartis kündigte eine enge Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden an. Ihnen seien inzwischen Gutachten zur Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit der betroffenen Impfstoffe vorgelegt worden. Dem Unternehmen zufolge können bei der Impfstoffherstellung Eiweiß-Partikel auftreten, ohne dass dadurch die Sicherheit oder die Wirksamkeit des Impfstoffes beeinträchtigt werden. Mehr als eine Million Dosen der beiden Mittel seien in der aktuellen Grippesaison verabreicht worden. Dabei habe es keine unerwarteten Nebenwirkungen gegeben, teilte Novartis mit.

Nach Angaben der PEI-Sprecherin wurden Begripal und Fluad in diesem Jahr auch in Deutschland verabreicht. Ob dies aber auch jene Chargen betreffe, die nun zurückgerufen wurden, müsse noch ermittelt werden. Für Deutschland sind derzeit 16 Impfstoffe gegen die saisonale Influenza zugelassen. In welchen Regionen Novartis-Impfmittel gespritzt werden, war zunächst nicht bekannt.

Der Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg, Klaus Schäfer, befürchtete jedoch einen Engpass zum Ende des Jahres. In Bayern stammt laut Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) nur ein Teil der vorrätigen Impfdosen von Novartis. In Niedersachsen kommen nach Angaben der Landesregierung 90 Prozent der Grippeimpfmittel von anderen Herstellern und in Brandenburgs Gesundheitsämtern gibt es offenbar gar keine Mittel von Novartis.

Ärztekammer fordert Rückzug vom Vertrag mit Novartis

Kurz nach dem Start der Rückrufaktion forderte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, laut "Hamburger Abendblatt": "Die Kassen müssen vom Vertrag mit Novartis zurücktreten, damit die Bevölkerung vernünftig versorgt werden kann." Die Ärztekammer Schleswig-Holstein forderte die Krankenkassen des Nordens auf, für Impfstoffe keine Exklusivverträge mehr mit einzelnen Herstellern abzuschließen.

In Italien darf Begripal nach einer Anordnung des Gesundheitsministeriums in Rom bereits seit Mittwoch zunächst nicht mehr verkauft und angewendet werden. Insgesamt betraf der Stopp dort vier Grippeimpfstoffe von Novartis. In zahlreichen Spritzen waren dort weiße Verklumpungen entdeckt worden, deren Ursprung nach Ansicht der italienischen Medikamentenbehörde AIFA nicht ausreichend geklärt werden konnten.

(APD)
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