Hoffnung auf Impfstoff Viren fördern UV-bedingten Hautkrebs

Heidelberg (RPO). Experten bezweifeln, dass allein UV-licht für die Entstehung von weißem Hautkrebs verantwortlich ist. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der International Agency for Research on Cancer in Lyon entdeckten, dass auch bestimmte Viren die Haut von Mäusen besonders lichtempfindlich machen.

So erkennt man Hautkrebs und schützt sich
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Foto: ADP

Es sind humane Papillomviren, die solchen Einfluss auf die Haut der Versuchstiere hatten. Damit tragen die Erreger ursächlich zur Entstehung von weißem Hautkrebs bei. Unser sonnenhungriges Freizeitverhalten wie Reisen in südliche Länder, Sonnenbaden oder ausgedehnte Outdoor-Aktivitäten fördert grundsätzlich die Entstehung von weißem Hautkrebs (Spinaliome und Basaliome).

Doch bezweifeln die Experten jetzt, dass UV-Licht allein für die Krebsentstehung verantwortlich ist: In den letzten Jahren hatten Ärzte beobachtet, dass Empfänger von Organtransplantaten, deren Immunsystem dauerhaft durch Medikamente gedämpft wird, bis zu hundertmal häufiger an weißem Hautkrebs erkranken als die Normalbevölkerung. "Das legt nahe, dass auch ein infektiöser Erreger an der Krebsentstehung beteiligt ist", sagt der Virologe Lutz Gissmann aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum.

Diese Vermutung wurde durch die Beobachtung untermauert, dass bestimmte humane Papillomviren (HPV) Hautveränderungen hervorrufen, die zu weißem Hautkrebs entarten können. Außerdem wurde in weißen Hautkrebszellen das Erbgut dieser Viren entdeckt. Gemeinsam mit Massimo Tommasino von der International Agency for Research on Cancer in Lyon untersuchten Wissenschafter um Lutz Gissmann und Daniele Viarisio nun, ob Papillomviren tatsächlich eine ursächliche Rolle beider Krebsentstehung spielen oder nur als zufällige "Begleiterscheinung" auftreten.

HP-Viren auch Ursache für Gebährmutterhalskrebs

Bei den unter Verdacht stehenden Viren handelt es sich um Erreger der so genannten "beta-HPV"-Gruppe. Es sind nahe Verwandte von HPV16 und 18, die bereits in den 1980er Jahren als Ursache für den Gebärmutterhalskrebs entdeckt wurden.

HPV sind außerordentlich gut erforscht. So ist es bekannt, dass die beiden Virusgene E6 und E7 dafür verantwortlich sind, dass infizierte Zellen zu Krebs entarten. Das Forscherteam aus Heidelberg und Lyon wählte daher diese beiden Gene der beta-Papillomviren aus, um sie mit gentechnischen Methoden in Hautzellen von Mäusen einzubringen und so eine chronische Virusinfektion zu imitieren.

Was im Tierversuch geschah

Die obere Hautschicht (Epidermis) der genveränderten Tiere wucherte stärker als die ihrer normalen Artgenossen, jedoch bildeten sich keine Tumoren. Setzten die Forscher die genveränderten Tiere jedoch UV-Strahlung aus, so bildete ihre Haut so genannte aktinische Keratosen ("Lichtschwielen"), die als Vorstufen der bösartigen Plattenepithelkarzinome (Spinaliome) gelten. Nach einiger Zeit entstand bei einem Teil der Mäuse aus den Vorstufen tatsächlich weißer Hautkrebs. Kontrolltiere dagegen zeigten bei der gleichen UV-Dosis keinerlei Hautveränderungen.

"Offensichtlich machen die beta-Papillomviren die Hautzellen anfälliger für schädliche UV-Strahlung und sind damit ursächlich an der Krebsentstehung beteiligt", erklärt Lutz Gissmann. "Mit diesem Wissen können wir nun überlegen, ob besonders gefährdete Personengruppen wie etwa Empfänger von Organtransplantaten durch eine Impfung gegen beta-Papillomviren vor Hautkrebs geschützt werden können." Gissmann war bereits maßgeblich an der Entwicklung der 2006 eingeführten Schutzimpfung gegen HPV16 und 18 beteiligt, die Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen soll. "Aus den bisherigen Erfahrungen mit dieser Vakzine wissen wir, dass die Impfung gegen Infektionen mit Papillomviren schützt. So könnte auch ein Impfstoff gegen die beta-Papillomviren weißem Hautkrebs vorbeugen."

(Dt. Krebsforschungszentrum/wat)
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