Saarbrücken Impfungen werden künftig mit Cremes möglich sein

Saarbrücken · Forscher arbeiten derzeit an biologisch abbaubaren Nanopartikeln. So ließen sich auch Allergien behandeln.

Creme statt Spritze: Impfstoffe sollen künftig auch ohne Nadelstich über die Haut in den Körper gelangen. Daran forschen Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (Hips) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI). Als "Taxi" dienten biologisch abbaubare Nanopartikel, erklärt Claus-Michael Lehr von der Hips-Abteilung "Wirkstoff-Transport".

Die winzigen Transportvehikel lagern sich an den Haarfollikeln ab und setzen dort den Impfstoff in den Körper frei. "Die Haut bleibt intakt", sagt Lehr. "Im Idealfall könnte zukünftig eine Hautcreme aufgetragen werden, und man wäre geimpft." Cremes wären deutlich günstiger in der Herstellung und einfacher in der Handhabung - etwa in Entwicklungsländern.

Nach Ansicht des rheinland-pfälzischen Landesvorsitzenden im Berufsverband der Dermatologen, Ralph von Kiedrowski, ist das eine Methode, die durchaus funktionieren könnte. Es gebe bereits andere Impfungen, bei denen der Stoff über die Mundschleimhaut aufgenommen werde, erläutert er. Vorteile sieht er etwa für Menschen mit Angst vor Spritzen. Die Nanopartikel dürften jedoch nicht aus einer Substanz bestehen, die im Körper eine unbeabsichtigte Immunantwort auslöse. Auch müsste die Packung eindeutig so ausgelegt sein, dass beim Eincremen nicht zu viel oder zu wenig Impfstoff in den Körper gelange.

"Es kommt auf die richtige Dosis an", sagt auch Rolf Hömke, Sprecher des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller in Berlin. "Dies müsste aber auch bei einer Creme eine lösbare Aufgabe sein." Es gebe immer wieder Überlegungen, weitere Impfungen ohne Spritzen zu entwickeln. Eine Creme sei ein realistischer Ansatz, da die Haut ein sehr immunaktives Organ sei.

Die Impfcreme der Helmholtz-Forscher ist bislang nur in der präklinischen Phase untersucht worden, also im Labor und an Tieren. Eine klinische Studie - bei der auch Menschen einbezogen werden - sei wegen mangelnder Sponsoren noch nicht geplant, sagt Lehr. Der Wissenschaftler könnte sich überdies vorstellen, dass die Creme-Methode auch bei Allergikern eingesetzt werden könnte.

(DPA)
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