Zsa Zsa Gabor Philosophin des Lotterlebens

Düsseldorf · Hollywood-Diva Zsa Zsa Gabor ist im geschätzten Alter von 99 Jahren gestorben. Bekannter als ihre Rollen waren ihre Affären.

Das Leben der Zsa Zsa Gabor in Bildern
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Szenen aus dem Leben der Zsa Zsa Gabor

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Allein der Name ist schon toll. Zsa Zsa, das klingt wie das Geräusch von Champagner, den man in einen hochhackigen Damenschuh gießt. Dieser Gala-Name gehörte einer Frau, die tatsächlich das Leben eines golden glitzernden Kohlensäurebläschen führte und als Berufsbezeichnung Schauspielerin angab, obwohl sie bloß "Schauspielerin" war. "Ich wusste nicht so viel von Schauspielerei", hat sie zugegeben, "aber ich wusste, wie man Liebe macht."

In ihrem Wikipedia-Eintrag gibt es denn auch eine lange Rubrik mit dem Titel "Ehen", und die darf als ihr Hauptwerk gelten. Neun Männer sind dort verzeichnet, wobei man wahrheitsgemäß berichten muss, dass eine der Hochzeiten ungültig war. Zsa Zsa Gabor hatte diesen Mann nämlich auf hoher See geehelicht; die Trauung wurde von einem Kapitän vollzogen. Man befand sich allerdings nicht in internationalen Gewässern, und so wurde die Ehe nach einem Tag annulliert, was aber nicht weiter tragisch war, denn der Mann hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits als Bigamist entpuppt und war über alle Berge. Umso schöner wirkt sodann der Titel jener Produktion in ihrer Filmografie, die sie 1952 ins Kino brachte: "Wir sind gar nicht verheiratet".

Zsa Zsa Gabor ist tot, und irgendwie verschwindet mit ihr ein bisschen Farbe aus der Welt. Von Menschen wie Gabor strahlt ja immer auch Glanz auf uns ab. Und wenn wir Geschichten erzählen, die wir in den bunten Blättern über sie gelesen haben, steht die Möglichkeit im Raum, dass man anders leben kann. Ausschweifender, exzentrischer und näher am Abgrund. Als man Gabor verbot, ihren weißen Rolls-Royce durch Bel Air zu steuern, weil sie keinen Führerschein hatte, ließ sie ihren Friseur fahren. Sie verwischte die Grenze zwischen Schein und Sein. Sie hatte - und das ist nicht despektierlich, sondern bewundernd gemeint - auf glamouröseste und charmanteste Weise nicht alle Tassen im Schrank.

Sie wurde in Budapest geboren. Manche sagen 1918, andere 1917, einige meinen, noch früher - in jedem Fall aber zu Zeiten des Habsburgerreichs. Der Vater war Garde-Offizier, die Mutter Schauspielerin, und als Sári Gábor, wie sie bürgerlich hieß, 1936 Miss Ungarn wurde, begann ihre Karriere. Sie schoss wie ein Sektkorken durch die Welt und heiratete einen türkischen Diplomaten. Er stellte sie seinem Präsidenten Atatürk vor, und wie man hört, soll sich auch der sehr über die Begegnung gefreut haben.

Gabor ging nach Hollywood, ihre Schwester Eva trat dort in Filmen auf, und im Bestreben, sie zu übertreffen, machte Gabor kurzerhand ihr Leben zum Film. Weil sie oft verliebt und selten verschwiegen war, wissen wir, dass Sean Connery zarte Haut hat und Richard Burton stürmisch war - euphemistisch formuliert. John F. Kennedy und Elvis will sie indes abgewiesen haben, und auch mit Frank Sinatra verband sie wenig. Allerdings schlief sie trotzdem mit ihm, wie sie berichtete: Er hätte sonst sein Auto nicht aus ihrer Einfahrt gesetzt.

Sie heiratete den Erfinder der Barbie-Puppe, einen Öl-Magnaten sowie Hotel-Mogul Conrad Hilton, der doppelt so alt war wie sie. "Männer mit dritten Zähnen beißen am leichtesten an", sagte sie und betrog den Gatten mit dessen Sohn. Als "teuerste Kurtisane seit der Pompadour" wurde sie bezeichnet. Sie konterte mit vorlauter Grandezza: "Wieviele Männer hatten Sie?" - "Außer meinen eigenen?" Sie spielte in "Moulin Rouge", "Love Boat" und "Die nackte Kanone", aber viel berühmter wurden ihre Weisheiten - Aphorismen der Lotterlebenskunst. Die schönste geht so: "Ich habe keinen Mann so gehasst, dass ich ihm seine Diamanten zurückgegeben hätte." Und die berühmteste so: "Ich bin eine fabelhafte Haushälterin. Immer wenn ich einen Mann verlasse, behalte ich sein Haus."

Schlechter Geschmack erfordert mindestens so viel Hingabe und Finesse wie guter. Es geht dabei um die Kunst, ironisch und bierernst zugleich zu sein. Gabor feierte das "Too Much", sie erhob es zur Lebenskunst, doch irgendwann in den 80er Jahren verlor sie die Balance. Schlechter Geschmack wohnt in Nachbarschaft zur Vulgarität, und vulgär zu sein bedeutet, sich einverstanden zu erklären mit der eigenen Erniedrigung. Gabor heiratete mit geschätzten 69 Jahren den 43 Jahre alten Deutschen Hans-Robert Lichtenberg, der sich gegen eine monatliche Leibrente von der verarmten Schwiegertochter Wilhelms II, Marie Auguste Prinzessin von Anhalt, hatte adoptieren lassen. Er trüffelte seinen Namen mit einem Adelsprädikat und hieß nun Prinz Frédéric. Er und Gabor wirkten mehr wie eine Kombination denn wie ein Paar.

Was zuletzt über Gabor verlautbart wurde, setzte sich allmählich zusammen zum Röntgenbild einer geplagten Seele. Nach einem Unfall saß sie im Rollstuhl. Sie erlitt einen Schlaganfall, bekam eine neue Hüfte, ein Bein wurde amputiert. Ihren Wunsch, nicht mehr fotografiert zu werden, erfüllte der Ehemann nicht. Und so sah man sie jüngst in einem Spezialbett liegen; eine kranke, traurige Fürstin im Exil.

Nun ist sie tot. In Erinnerung bleibt sie als große Entertainerin der luxuriösen Leichtfertigkeit.

(hols)
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