Sobotta zeigt Sammlung zur Grafschaft Glatz

KÖNIGSWINTER Am südwestlichen Rand des schlesischen Kernlandes liegt eine von Bergen gerahmte, im Grundriss fast rechteckige Landschaft, die in Friedensverträgen des 18. Jahrhunderts neben Schlesien besonders erwähnt wurde: die Grafschaft Glatz. Jahrhunderte lang gehörte sie zu Böhmen, ehe Friedrich der Große sie in den schlesischen Kriegen erbeutete. Im frühen 19. Jahrhundert wurde sie dann Schlesien auch verwaltungsmäßig einverleibt. Seit 1945 gehört sie als Ziemia Klotzka zu Polen.

Dieser Landschaft fühlt sich der ehemalige Chefredakteur der Rheinischen Post, Joachim Sobotta, eng verbunden. Er ist in Glatz geboren und lebte dort, bis er als 14-Jähriger – wie die gesamte deutsche Glatzer Bevölkerung – vertrieben wurde und 1946 in Niedersachsen unterkam. Sobotta hat eine Fülle alter Landkarten, aber auch Kupferstiche, Bücher, Postkarten und manches andere erworben, das an die Geschichte dieser Grenzlandschaft erinnert. Seine Sammlung ist im "Haus Schlesien" in Königswinter bis zum 1. April ausgestellt.

Zu den ältesten Stücken dieser Sammlung zählen Spottzeichnungen und Spottverse aus dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763), die entstanden, als sich in der Grafschaft Preußen und Österreicher heftige Gefechte lieferten. Wie sehr die Geschichte dieses Krieges in der bildenden Kunst verfälscht wurde, dokumentiert ein Kupferstich, der Friedrich den Großen nach der Schlacht von Kunersdorf zeigt. Diese Schlacht hatte Friedrich verloren, sie hätte zum Ende Preußens führen können. Doch der Stich zeigt nur einen entschlossen blickenden König und Säbel schwingende Soldaten. Ans 20. Jahrhundert erinnern Notgeld aus der Inflationszeit sowie Bilder und Dokumente zur Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zur Eröffnung der Ausstellung befragten Helmut Herles, ehemaligen Chefredakteur des "Bonner Generalanzeiger", und Albrecht Tyrell, Vizepräsident des Vereins "Haus Schlesien", den fast 80-jährigen Sammler nach seinem Werdegang und seinem Heimatverständnis. Der präsentierte sich als Weltbürger, der auch Niedersachsen und das Rheinland als Heimat betrachtet. Er sei, sagte er, in Südamerika öfter unterwegs gewesen als in Schlesien. Und er bedauerte, dass die Vertriebenenverbände nie den Zusammenhang zwischen Hitlers Kriegsführung und der Vertreibung so deutlich herausgestellt hätten wie etwa die Kirchen.

(RP)
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