Schläpfer inszeniert Oper

Rheinopern-Ballettchef bereitet Rameaus "Castor und Pollux" vor

Düsseldorf Der Tanz war in der französischen Oper des 18. Jahrhunderts integraler Bestandteil. Was lag also näher, als die Rheinopern-Neuinszenierung von Jean-Philippe Rameaus "Castor et Pollux" dem Ballettchef und Star des Hauses Martin Schläpfer zu übertragen? Schläpfers traut sich mit Rameau erstmals an die Sparte Oper heran; Premiere ist am Samstag.

Was ist anders an der Arbeit mit Sängern und Choristen als mit Tänzern?

Schläpfer Es ist anders und trotzdem nicht. Natürlich gibt's da Unterschiede in der Arbeitsweise, aber die Essenz ist genau die Gleiche. Es war für mich auch kein Schock, jetzt einen konkreten Text zu haben, etwas erzählen zu müssen. Ich muss in jedem Ballett, egal wie pur es ist, genauso sorgfältig jede Phrase kontrollieren. Und ein guter Sänger arbeitet ganz ähnlich wie ein Tänzer. Natürlich haben Sänger das Körperwissen nicht und sind nicht trainiert, aber dafür gibt es hier eine große Bereitschaft und Phantasie.

Haben Sie so etwas wie ein gemeinsames Bewegungsrepertoire für alle Beteiligten entworfen?

Schläpfer Nein, wir haben hier schon drei Spezialfelder: Sänger, Choristen und Tänzer. Die Herausforderung war, eine gute Vermischung zu finden und die Tänzer auch am Inhalt zu beteiligen und sie nicht nur unterhaltend einzusetzen. Mit den Tänzern kann ich über Formeln arbeiten, den Chor setze ich manchmal "griechisch" ein, also blockhaft. Und bei den Sängern ist es wichtig, dass jeder in seiner Natur bleibt. Also, bloß weil ich Choreograph bin, will ich nicht alle dauernd bewegen! Ich bringe immer wieder auch bewusst Ruhe herein.

Sie arbeiten mit der Stuttgarter Künstlerin Rosalie zusammen, die sowohl die Bühne als auch Kostüme und Lichtobjekte gestaltet. Wie können Sie ihr gemeinsames Konzept umschreiben?

Schläpfer Für uns war sofort klar, dass wir einen modernen Ansatz wollen, also nicht historisierend an die Sache herangehen. Und zugleich wollten wir barocke Sinnlichkeit, aber in einem eher überzeitlichen Sinn, wenn uns das gelingt. Wobei die Tänze manchmal durchaus historische Einflüsse zulassen, aber meistens sind wir doch sehr modern. Mir schwebt eben ein Bild von großer Reduziertheit vor, ich wollte einen Code finden und klare Zeichen.

Was ist für Sie das Besondere an Rameaus Musik?

Schläpfer Ehrlich gesagt, kann ich gar nicht sagen, dass ich schon immer ein Fan von Rameau war, deshalb habe ich zuerst ja auch Nein gesagt, als man mir die Regie angetragen hat. Auch deshalb, weil es vielleicht wie ein oberflächlicher Coup aussieht, wenn ich Oper inszeniere, ein Event mit Sensationscharakter. Ich habe lange gezögert, und ich würde auch kein Ballett von Rameau choreographieren wollen. Aber diese Musik ist so verblüffend modern, oder sagen wir besser, zeitlos. Mich fasziniert das Archaische, Treibende am Grund dieser Musik.

Wie gehen Sie mit dem mythologischen Sujet um? Ist das nicht arg weit weg für uns?

Schläpfer Mir ist das sehr entgegengekommen, ich finde die Geschichte wunderbar klar, sie hat eine große Kraft und ist zutiefst menschlich.

Aktualisieren Sie das Geschehen?

Schläpfer Mit "modern" meine ich nicht einen harten Bruch oder die Verlegung in eine politisch andere Epoche. Nein, die Zeichen müssen modern sein.

(RP)
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